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26.07.2019 , 12:19 Uhr
Hallo Frau Frommel,
Ich habe @Yossi Bartal die Zitate nachgeliefert, auf die sich die Interviewpassagen zu Butler beziehen. Ein wenig erstaunt bin ich schon, dass Sie offenbar annehmen, wir würden unsere Fragen kenntnisfrei bezüglich Butlers Positionen ventilieren. So umfassend scheinen auch Sie sich dann ja doch nicht mit „Butlers Theorie“ auszukennen, wie Sie es hier behaupten.
zum Beitrag26.07.2019 , 12:12 Uhr
... Diese Ausführungen finden sich in: „Do Muslim Women really need saving? Anthropological Reflections on Cultural Relativsm and Others“, in: American Anthropologist, 104/3, S.783-790. Dass Butlers Auseinandersetzung mit Burka und Verschleierung sich über ihre Rezeption Abu-Lughods nicht weiterentwickelt hat, legt ein Interview von ihr nahe, dass sich in „Krieg und Affekt“ (diaphanes 2009) findet: „[Die Burka] symbolisiert, dass eine Frau bescheiden ist und dass sie ihrer Familie verbunden ist, aber auch, dass sie nicht von der Massenkultur ausgebeutet wird und dass sie stolz auf ihre Familie und Gemeinschaft ist. [...] Die Burka zu verlieren bedeutet mithin auch einen gewissen Verlust dieser Verwandtschaftsbande zu erleiden [...], eine Erfahrung von Entfremdung und Zwangsverwestlichung.“ (S. 86) Für eine Autorin, die sich so stark für „gefährdetes Leben“ interessiert, legt Butler eine bemerkenswerte Gefühlskälte an den Tag, denn für die Realität dieser von der Burka „zwangsbefreiten“ Frauen interessiert sie sich an keiner Stelle. Sie sind für sie bloße Platzhalter und Symbole, die lediglich dazu taugen, sie im Kampf gegen „den westlichen Imperialismus“ in Stellung zu bringen und zu instrumentalisieren. Darüber hinaus ist das Ganze eine erstaunliche Apologie eines durch und durch patriarchalen religiöses Wahnsystems, das zuallerst und zuletzt immer die Frauen trifft, die es zu überwachen, zu unterwerfen und zu strafen gilt, wenn sie sich nicht in „islamischer Bescheidenheit“ üben oder gar aus ihrer „Verwandtschaftsbande“ (what a Kitsch) auszubrechen versuchen. Butler hält, zumindest wenn es um den Islam geht, „religiöse Rechte“ für bewahrenswerter als sexuelle Selbstbestimmung und disqualifiziert sich damit unseres Erachtens auch als Feministin und „progressive“ Linke, wenn Linkssein einmal meinte, religiös überkommenen Zwangssystemen und Ideologien den Kampf anzusagen.
zum Beitrag26.07.2019 , 12:11 Uhr
Wir beziehen uns auf Passagen bei Butler, die sie in dem Aufsatz „Gefährdetes Leben“ (im gleichnamigen Buch, „Gefährdetes Leben. Politische Essays“, edition suhrkamp 2005) in Auseinandersetzung mit dem amerikanischen „war on terror“ ventiliert hat. Ich zitiere etwas ausführlicher, damit uns nicht unterstellt wird, wir würden Dinge aus dem Zusammenhang reißen (nachdem wir hier ja schon in den Verdacht geraten, wir hätten unsere Fragen recherchefrei auf irgendwelches Hörensagen gestützt): „Außerdem gibt es die Gesichter afghanischer Mädchen, die ihre Burkas abgelegt oder fallen gelassen haben. Irgendwann im letzen Winter besuchte ich einen Politikwissenschaftler, der diese Gesichter stolz zur Schau stellte - direkt neben einigen anscheinend wertvollen Supermarktcoupons [der böse Westen mit seiner zersetzenden Konsumkultur, E.B.]: Für ihn waren sie ein Zeichen erfolgreicher Demokratie. Ein paar Tage später besuchte ich eine Konferenz, auf der ich einen Vortrag über die wichtigen kulturellen Bedeutungen der Burka hörte, darüber, wie sie für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und Religion, zu einer Familie, einer umfangreichen Geschichte von Verwandtschaftsbeziehungen steht, dass sie eine Übung in Bescheidenheit und Stolz, einen Schutz vor Scham symbolisiert und dass sie auch als Schleier dient, hinter dem und durch den die weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann. Die Sprecherin fürchtete, dass die Zerstörung der Burka, so als sei [meine Hervorh., E.B.] diese ein Zeichen der Unterdrückung, der Rückständigkeit oder sogar des Widerstands gegenüber der kulturellen Moderne selbst, zu einer erheblichen Dezimierung islamischer Kultur führen würde und zu einer Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen sei.“ (S.168) Butler bezieht sich hier auf Ausführungen Lila Abu-Lughods ...
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