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04.09.2024 , 19:25 Uhr
Interessant finde ich den Begriff der „Flächengerechtigkeit“. Der ist dem unseligen Diskurs um die „Generationengerechtigkeit“ entlehnt, aus der letzten Wirtschaftskrise in den Nuller- Jahren, als neoliberales Denken und linke Anmutung kurzgeschlossen wurden. Damals erklärten die immer gleichen Talkshow-Experten, warum der Kuchen für alle künftig kleiner ausfallen wird. Also wurde auch auf linker Seite die Frage diskutiert, ob die Alten in ihrer Lebenskurve nicht ohnehin über Gebühr von der (Erfolgs-)Geschichte der BRD profitiert hätten, weshalb der verbliebene Kuchen im Hinblick auf die verdunkelte Perspektive der Jüngeren zu deren Gunsten verteilt werden müsste.
Diese hinter dem Begriff „Gerechtigkeit“ verschanzte Form von Sozialdarwinismus wurde dann in den folgenden Boom-Jahren diskret auf dem Müllhaufen der Diskursgeschichte entsorgt. Nun soll die „Flächengerechtigkeit“ suggerieren, dass es gegen ein moralisches Prinzip verstoßen würde, sein Auto auf der öffentlichen Straße zu parken. Dieses Prinzip existiert jedoch nicht. Hier geht es nur um die Durchsetzung eines partikularen Interesses einer Minderheit der Nicht-KFZ-Halter und nicht um Gerechtigkeit.
zum Beitrag23.03.2021 , 17:54 Uhr
Vielen Dank für diese mutige Klarstellung, für die man sich nur wenige hundert Meter von der TAZ-Redaktion entfernt wahrscheinlich „schämen würde, aufgrund der rückwärtsgewandten Gedanken“. Es ist an der Zeit, dass man genauer hinsieht, welche Laus man sich mit der Identitätspolitik in den Pelz geholt hat und es wundert mich, dass die Grünen, die so etwas wie den politischen Arm dieser illiberalen Linken darstellen hierfür in ihren demoskopischen Höhenflügen noch nicht gestutzt wurden. Denn bei dem Thema ist die SPD nur Trittbrettfahrer. Wahrscheinlich haben alle noch zu sehr den Jahrhundertsommer 2018 in den Knochen um darauf aufmerksam zu werden, wie sehr diese Partei durch das Identitätsdenken („Wir sind die Partei für Vielfalt“) in Widerspruch zu ihren ursprünglichen Grundintuitionen - nämlich Partizipation für alle Klassen - geraten ist. Fragt sich, warum dieser Trend aus den USA kommen musste? Liegt es vielleicht daran, dass man seit der Regierung Clinton die Lösung der sozialen Frage endgültig suspendiert hatte und das Thema Emanzipation stattdessen auf eine Vielzahl von Untergruppen aufgespalten hat, deren Interessen sich eben besser mit dem bestehenden Wirtschaftssystem ausgleichen ließen (Stichwort progressiver Neoliberalismus) als beim fundamentalen Antagonismus von Kapital und Arbeit? Eine Quote für die „Dax-Frauen“ mag ja gute Gründe haben, sie als gesellschaftliches Emanzipationsfanal zu feiern ist jedoch eine Verhöhnung der wirklich Unterpriviligierten. In einem Punkt ist die Identitätspolitik jedoch ehrlicher als die alte Linke: Wo jene sich noch substitutiv als Aufklärer der Arbeiter feierten, die sie insgeheim noch mehr verachteten und mit Dünkel belegten als deren Arbeitgeber, sympathisieren die Identitäts-Freund*Innen wenigstens wahrhaftig mit ihrem emanzipatorischen Subjekt, wenn auch reichlich narzisstisch.
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