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08.12.2014 , 23:57 Uhr
Die Schwiegersöhne „als Repräsentanten der Gruppen“ zu bezeichnen, ist sicher nicht falsch,
jedoch dient auch der Protagonist lediglich als Schablone für den „Herkunftsfranzosen“. Selbst
andere, in Nebenrollen verpackte Charaktere werden im Film stark überzeichnet und als Stereotype
behandelt (so z.B. der Priester und der Hochzeitsplaner als homophil überhöhte Figuren). Das
Problem des Autors ist letztlich, diese Stereotypisierung nicht zu durchschauen oder zu ignorieren:
Wenn die drei Schwiegersöhne assimiliert die Marseillaise singen oder gleich drei Hühnchen auf
dreierlei Weise zubereitet werden, um die jeweiligen (Ess-)Kulturen einzubinden, kann man doch
nur noch von Satire sprechen. Die Frage wäre also wieder einmal: Was darf Satire? (Fast alles)
Oder: Wie weit darf Satire gehen? (Sehr weit) Den satirischen Kern dieses Films zu missachten und in ihm eine Art Anleitung für das Miteinander
zu sehen ist ebenso falsch wie das Happy End als Hoffnungsschimmer zu deuten. (Obwohl es dem
Autor gut getan hätte, den Film bis zum Ende zu gucken. Dann hätte er bemerkt, dass sich das
Verhältnis des Protagonisten zu seinem ivorischen Pendant am Ende verbessert - und vice versa.)
„Monsieur Claude“ betont kulturelle Unterschiede und zeigt durchaus die Schwierigkeiten der
gesellschaftlichen Integration, aber er ist schlussendlich auch nur der Versuch, abzubilden:
Rassismus, auch wenn er latent daherkommt; Vorurteile, zum Teil seit Generationen weitergegeben;
Neues, das zunächst als Fremdes abgelehnt wird. All dies ist gar nicht schön und kann dennoch
(entgegen der Meinung des Autors) als Filmkunst herhalten. Denn das Lachen über diese Rassismen
bedeutet eben noch lange keine Tolerierung derselben. Ob daraus aber Toleranz erwächst und die 3,5 Millionen
Kinobesucher das Thema selbstreflexiv betrachten ist jedoch wieder ein anderes Thema.
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