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30.08.2021 , 22:23 Uhr
Gute Berichterstattung ist inhaltlich belegbar, ausgewogen, aktuell und umfassend. Damit fällt dieses „Interview“ als Quelle guter Information für Verbraucher durch. Die Problematik vorwiegend tieffrequenter Schallemissionen, ausgehend von WP, Klimaanlagen und BHKW wird inzwischen selbst vom UBA konkret thematisiert (Leitfaden Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld, März 2017). Dem VDI sind mit Stand Mitte 2020 bundesweit ca. 5000 laufende Verfahren gegen WP-Installationen bekannt. Fast immer spielen dabei deren unzureichend geregelten Schallemissionen eine zentrale Rolle. Der schweizerische Cercle Bruit schreibt daher: „Wärmepumpen sind der Verkaufsrenner beim Heizen und der Dauerbrenner bei den Klagen.“ Eine wirklich ausgereifte Technologie sieht anders aus.
Dass tieffrequente Schallanteile einen atypischen biologischen Stressor darstellen und auch bei geringem Pegel aber wiederholter Exposition beim Menschen aurale, endokrine und neurologische Gesundheitsstörungen hervorrufen, ist seit den 80ern Standardwissen der arbeitsmedizinischen Literatur (vgl. Schust 2004). Die Schallproblematik bei WP auf die Wahrnehmung von Brummgeräuschen zu reduzieren ist daher nahezu fahrlässig und den Ratschlag, Hecken als Schallschutzmaßnahme einzusetzen, muss man angesichts hinlänglich bekannter Prinzipien des Schallschutzes und umfassender Literatur zur (Un)wirksamkeit von Vegetation als Schallbarriere (vgl. Horoshenkov 2014) als kontraproduktiv einstufen. Insgesamt muss man sich bei diesem Artikel fragen, in welcher Rolle sich die Verbraucherzentrale NRW sieht, wenn selbst die EnergieAgentur NRW den Verbraucher dazu auffordert, NICHT den dB(A) Angaben der Hersteller zu glauben, sondern das EmissionsSPEKTRUM zur Auswahl einer Wärmepumpe heranzuziehen (Broschüre „Mach es richtig“ 2016).
zum Beitrag27.09.2014 , 12:23 Uhr
Exkurs: Die Psychosomatik war in den 70ern/80ern sehr „en vogue“ und viele der mit der Thematik befassten Wissenschaftler kamen aus dem Bereich Technik oder Physik/Akustik, waren also oft fachfremd. Dadurch wurden die beobachteten Effekte einmal als „neurologisch“, mal als „psychisch“ und dann wieder als „psychosomatisch“ bezeichnet. Selbst in aktuellen Veröffentlichungen (z.B. Krahé) zur pathogenen Wirkung von IS/LFN-Belastungen im Wohnumfeld werden eindeutig neurologische Effekte (Störungen des EEG) noch fälschlicherweise als „psychisch“ kategorisiert. Das erschwert natürlich jegliche sachliche Diskussion.
Verursacher von Umwelterkrankungen benutzen die Rhetorik eines hypothetischen „Nocebo“*-Effektes jedoch gerne um von der Problematik abzulenken (*“krank aus Angst“ vor der Belastung). Das mag für den Laien plausibel erscheinen, hält jedoch keiner epidemiologischen Untersuchung stand. So haben sich jüngst der Soziologe Simon Chapman und der Akustiker Leventhall durch als Forschung verbrämte Privatmeinungen zu IS/LFN-induzierten Erkrankungen ins wissenschaftliche Abseits befördert – der heutige Kenntnisstand ist einfach zu eindeutig und die Verschwörungstheorien Leventhalls / Chapmans zu unseriös. Dass die Symptomatik vor allem auf eine Störung des ZNS durch tieffrequenten Schall zurückzuführen sind, ist in Deutschland um 1985 mit einer sehr umfangreichen Studie der LMU belegt worden (gefördert vom damaligen Bundesministerium Forschung und Technologie, über 8000 befragte Personen). Ein Ergebnis daraus ist z.B. die DIN45680 – (Schutz vor) tieffrequentem Schall. Leider wurde diese DIN auf Druck der Industrie weitgehend verwässert und auch nie aktualisiert, wie wir an der heutigen Vielzahl von IS/LFN-induzierten Erkrankungen „ohne Überschreitung der Grenzwerte“ sehen.
zum Beitrag27.09.2014 , 10:14 Uhr
Ganz kurz ein Blick auf das „psychosomatische“ Erklärungsmodell. Als in den 70ern bis 80ern in vollklimatisierten Bürogebäuden ein signifikant erhöhter Krankenstand verzeichnet wurde, begann man weltweit nach den Ursachen dieses „SBS“ (sick building syndrome) zu suchen. Neben mangelnder Luftqualität (Temp., Luftfeuchte etc.) wurde meist eine Schadstoff- und Schimmelpilzbelastung als Ursache ausgemacht. Nur: wurden all diese Parameter verbessert, so gab es dennoch immer wieder Fälle, in denen die Symptome nicht abnahmen. Zu dieser Zeit wurde erstmalig eine „Psychosomatik“ als Ursache für die Beschwerden diskutiert: die Erkrankungen seien die Folge von „Stress“ aufgrund der (wörtlich) „neuen Technologie“ – nur: 40 Jahre später finden wir bei schlechten RLT-Anlagen immer noch die gleichen Symptome!
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Es war also klar, dass man nach einer weiteren Komponente der Belastung suchen musste. Diese fand man, unabhängig voneinander, bei Untersuchungen in Polen, Schweden und Deutschland in den tieffrequenten Schallanteilen des Lüftungsgeräusches. Dabei wurde offensichtlich, dass in „nur“ 40dB (A-bewertet) genügend maskierter IS/LFN (niederfrequenter Schall) enthalten sein kann, um regelmäßig Störungen des ZNS auszulösen. Auch der Effekt der Sensibilisierung DURCH die LFN-Belastung selbst wurde von den Schweden (Burt) erneut beschrieben, nachdem Kelley dies ja schon 1982/85 im Kontext der MOD-1 Turbine formuliert hatte.
zum Beitrag26.09.2014 , 14:11 Uhr
Mache ich gerne - ich bin nur derzeit im Urlaub, so dass ich keinen Zugriff auf die Quellen habe. Ich würde daher erst mal was zu Ihrer Vermutung eines psychosomatischen Wirkmechanismus anmerken, denn das geht ganz gut nur mit Logik & common sense.
zum Beitrag23.09.2014 , 21:19 Uhr
Ein vorgefasstes Ergebnis („kann nicht sein“) vor eine Prüfung zu stellen, ist eine Spezialität der Pseudowissenschaft. Das macht z.B. der "rationalwiki“ Artikel den bigred anführt.
Echte Wissenschaft geht anders vor: man beobachtet lange und genau, stellt eine Hypothese auf und validiert diese dann. Das wurde im Kontext von Windkraftanlagen seit den frühen 80ern getan - und die Ergebnisse sind eindeutig: deren tieffrequenter Schall ist bei kontinuierlicher Belastung in der Lage, erst eine "schallinduzierte Kinetose", später dann VAD der Stufen II und III beim Menschen hervorzurufen. Dabei ist es unerheblich, ob Betroffene einen Höreindruck haben oder nicht: das Innenohr verfügt neben den für das bewusste Hören notwendigen inneren Haarzellen noch drei weitere Sensortypen, die hoch empfindlich für tieffrequenten Schall sind.
Regelmäßig ist zu beobachten, dass Anwohner von Infraschallquellen (wie WKAs) Schäden an 2 dieser Sensortypen aufweisen. Damit ist klar, dass unterschwelliger IS für die Gesundheitsschäden im Umfeld dieser Anlagen verantwortlich ist. „Psychosomatische“ Mechanismen als Ursache anzunehmen, ist zwar derzeit in Mode, wird aber dem spezifischen Symptomcluster der Fälle in keinster Weise gerecht.
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