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23.11.2022 , 21:49 Uhr
Bevor man als geschichtsbewusster Deutscher gleich an Bücherverbrennung und dergleichen denkt, sollte man versuchen, es aus der mutmaßlichen Sicht der Ukrainer zu betrachten.
Die lokale Ukrainische Sprache, Geschichte und Kultur wurde über Jahrhunderte marginalisiert und verdrängt, während die Russische und Sowjetische Kultur hegemonial alles beherrschte.
Es ist ein Versuch der Entkolonialisierung. Nicht sämtliche russische Literatur wird etwa verbannt, aber die Dominanz wird auf einen angemessenen Anteil zurückgedrängt, um Platz für ukrainische Kultur und die Kultur anderer Länder zu schaffen. Die Welt besteht halt nicht nur aus der Russki Mir.
War doch nach dem Ende der DDR ähnlich: Tolstoi schön und gut, aber Gaidar, Ostrowski und Majakowski sind dann doch ins Altpapier gewandert. Vieles war einfach ungerechtfertigterweise komplett überrepräsentiert, nicht jede Kleinstadt in Ostdeutschland benötigte noch eine Puschkinstraße.
Und gerade, was Puschkin betrifft, ist halt manches was der Mann geschrieben hat, im Moment halt für die Ukrainer schwer verdaulich.
Insofern kann man die Entsorgung von Büchern etwas befremdlich finden, aber unter den Umständen sollte man sich mit Kritik zurückhalten.
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