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23.07.2022 , 19:34 Uhr
Sinngemäß aus einer alten ZEIT: In der Theorie bieten Embargos, Boykotts und Blockaden eine schier unwiderstehliche Versuchung: Drücke einem feindlichen Staat die wirtschaftlichen Lebensadern ab, und er geht alsbald in die Knie, ohne dass ein einziger Schuss abgefeuert werden muss. Doch die historische Erfahrung ist weniger verführerisch. Warum der unblutige Wirtschaftskrieg kein taugliches Mittel der Politik abgibt, zeigt das klägliche Scheitern der Völkerbunds-Sanktionen gegen das faschistische Italien noch immer am besten. Ein Embargo sollte Mussolinis Aggression gegen Abessinien stoppen. Der amerikanische Historiker Herbert Feis urteilte: "Die Sanktionen gegen Italien, die (1935/36) in Kraft traten, haben weder die italienische Eroberung Äthiopiens ernsthaft gefährdet noch die Wirtschaft Italiens tiefgehend erschüttert.“ Und schließlich wirken Sanktionen langsamer als moderne Armeen marschieren: Acht Monate nach Beginn der italienischen Aggression gegen Äthiopien war Addis Abeba gefallen. Doch dies war nur der tragischen Farce erster Teil. Der Handelskrieg gegen Rom traf seine Urheber viel tiefer als das faschistische Regime. Einerseits trieb er den Duce in die offenen Arme Hitlers. Andererseits trug der Boykott ungeahnte Früchte im Inneren des Landes, wo der Duce plötzlich auf einer Woge der nationalen Begeisterung schwamm. Mussolini triumphierte später: Die Völkerbund-Sanktionen brachen den "letzten Widerstand gegen den italienischen Faschismus" und machten das Unmögliche möglich: die Errichtung eines italienischen Imperiums in Afrika. Lehren aus der Geschichte für heute? Totalitäre Regime brauchen, zumal dort, wo Paranoia Methode hat, den äußeren Feind noch dringender als Lebensmittellieferungen und Ersatzteile. Wo der "totale Krieg" (Goebbels) oder der "Große Vaterländische Krieg" (Stalin) proklamiert werden kann versinkt jedwede Unfähigkeit der Herrschenden im Rausch nationaler Empörung. Putin dürfte daher innerlich gejubelt haben.
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