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02.07.2022 , 06:28 Uhr
Lieber Herr Cramer! Sie arbeiten mit einer bemerkenswerten Antisemitsmusdefinition, die die Identifikation der nicht-greifbaren, imS Schatten agierenden Juden mit der Zirkulationssphäre und der Moderne, gefährlich verkürzt. Weder wird den Machern und Künstlern der documenta die für den Vorwurf des Antisemitsmus notwendige Omnipotenz angedichtet, noch sind die Vorwürfe vage genug, um als "Gerücht über den Juden" gelten zu können. Am allerwenigsten noch kann die documenta, die in der Tradition Beuys einer "populären" und aktionistischen Kunstauffassung des Gesamtkuntwerks folgt, mit der vom Antisemiten als abstrakt-"entarteten" verfemten "Moderne", der er die Nicht-Identität zum Vorwurf macht, identifiziert werden. Diese Verkürzung und die Ignoranz gegenüber der tatsächlich antisemitschen codes, in denen das "Gerücht" dann am Ende vom ominösen auf den konkreten Juden übertragen werden, fabriziert eine im kritisierten Diskurs genauso typische wie falsche Argumentation: den Antisemitismusvorwurf gegen die Juden. Antisemitsch sei nicht die Stürmerkarikatur, sondern der wahre Antisemit sei der Karikierte - hierin vollzieht sich derselbe revisionistische Wahnsinn wie in der Identifikation Israels mit dem NS, wie in den Argumentationssträngen von Mbembe und Agamben.
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