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12.11.2024 , 11:07 Uhr
Hallo Ben, nur mal vorweg ich bin ebenfalls auf dem Spektrum und schlage mich auch schon seit Jahrzehnten mit zeitweise schwersten Depression herum und werde zur Zeit mit Esketamin behandelt. Natürlich ist es ein Spektrum und Dinge fallen Leuten unterschiedlich schwer, aber für mich persönlich ist eine derartige Überwachung und die Implikationen was NOCH kommen auch jetzt nicht gerade wenig stresshaft. Stille Stunde, Selbstscankassen, Online-Bestellungen und Paketabholstationen kommen jetzt auch alle ohne ohne Erfassung der Knochenstruktur aus. Und ein Teil Selbstverantwortung und Mitdenken bleibt einem auch immer noch. Ich erinnere mich an eine Erzählung aus einer Gruppensitzung wie ein Mit-Autist erzählt, dass er wenn ihm am Samstagabend eine Glühbirne kaputt ginge er keine Ruhe finden würde bis er dann am Montag als erstes eine neue kaufen würde... was bei mir die brennende Frage hinterließ "Warum zum Teufel hat er keine Ersatzglühbirnen daheim?". Und in dem Fall in belastenden Räumen unterwegs zu sein: Hast du einen halben Liter Wasser und einen Snack dabei oder wie kommt es, dass du gezwungen bist im ausgelöffeltem Zustand noch einkaufen zu müssen?
Viele Grüße André
zum Beitrag05.05.2022 , 17:34 Uhr
Das Phänomen ist nur sehr wenig erforscht.
Falls Sie meine Erfahrungen interessieren:
Ich höre auch nichts, wenn ich mich versuche an etwas zu erinnern. Und ich rieche bis auf extrem wenige Ausnahmen auch nichts, wenn ich mich versuche an etwas zu erinnern.
An Musik war bis vor vielleicht einem Jahrzehnt mein Interesse extrem begrenzt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob die Henne oder das Ei zuerst da war. Stammt meine Unfähigkeit eine Melodie zu hören davon, dass ich mich nicht für Musik interessiert habe, oder stammt mein Desinteresse an Musik an der Unfähigkeit sie in Gedanken zu hören.
Um es nochmal zu verdeutlichen, da es für die Volksfront schwer nachzuvollziehen scheint:
Aphantasie äußert sich meiner Erfahrung nach darin dass man Dinge nicht "Sehen" oder "Hören" kann vor seinem inneren Auge beziehungsweise Ohr. Es scheint die Verabreitung von solchen Informationen nur marginal zu beeinträchtigen. Oder nur in sehr spezifischen Bereichen.
Anders kann ich es mir kaum erklären, dass ich jahrzehntelang rumlaufen konnte ohne dass es mir selbst oder einem anderen auffällt. Das einzige wo es mir auffiel waren diese (für mich eher albernen Fantasiereisen aus irgendwelchen Entspannungsangeboten).
Fragen sie doch einfach mal in ihrem Bekanntenkreis rum ob es da nicht überraschenderweise nicht vielleicht doch den einen oder anderen gibt.
Ich hatte eine langfährige Mitschülerin und habe erst Jahre nach der Schule rausgefunden, dass sie Synästhesie hat. Das heißt, dass Wahrnehmungsmodalitäten verknüpft sind, die normalerweise nicht zusammen gehören. So hatten Worte (und einzelne Buchstaben) beispielsweise immer noch eine "Farbe" unabhänig davon welche Farbe der Buchstabe/das Wort für alle anderen hatte. Sie hatte auch nie darüber gesprochen, weil es für sie einfach normal war und sie davon ausging, dass alle andeen es auch so erleben.
zum Beitrag04.05.2022 , 15:12 Uhr
Auf Ihre Frage bezüglich des Wiedererkennens:
Orte: Absolut problemlos, ich sehe auch nicht WIESO das überhaupt ein Problem darstellen sollte. Ich erkenne beispielsweise auch banale Orte (z.B. Straßenabschnitte) an denen ich einmal gewesen bin und die ich Jahre später in einer Doku sehe, wieder.
Leute: Ich habe leichte Prosopagnosie (Gesichtserkennungsschwäche), das könnte - zumindest zum Teil - auf die Aphantasie zurückzuführen. Die Tatsache, dass ich als jemand aus dem Autismus-Spektrum wenig Blickkontakt habe, könnte aber maßgeblicher dafür sein. Ich stelle fest, dass ich SchauspielerInnen in Serien/Filmen teilweise so leicht wiedererkenne, dass es mir die Suspension of Disbelief zerstört. Und bei Serien/Filmen schaue ich eben dauerhaft und recht aufmerksam zu.
Ich denke, dass wir gerne falsche Schlüsse ziehen, wie Dinge funktionieren weil es oberflächlich so richtig aussieht.
Die Sachen mit den Büchern und Entspannungsübungen kenne ich durchaus. Das Beispiel damit, dass Mona nicht nachvollziehen könne, das XYZ jetzt nicht so aussieht wie man sich das vorgestellt hat, kann ich aber z.B. absolut nicht teilen. Ich weiß ziemlich genau wenn ich etwas vor mir habe was (in Ermangelung besserer Worte) meiner Vorstellung entspricht auch wenn ich es eben nicht vor Augen habe.
Ich persönlich gehe davon aus, dass es sich sowieso eher um ein Spektrum als ein eindeutig abgrenzbares Phänomen handelt. Ich kenne eher neurotypsische Menschen, die sagen, dass es bei ihnen eben auch nicht immer klappt und ich selbst habe extrem seltene Situationen gehabt in denen ich bildliche Vorstellung hatte. Beispielsweise nach einem halben Jahr regelmäßiger Meditation war ich in der Lage ein (nicht von mir gewünschtes) Objekt zu sehen, dass manipuliert werden konnte.
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