: „Häufig sind die Mütter arm“
ARMUT Eine Diskussion beleuchtet die schlechte Lage der Frauen auf dem Bremer Arbeitsmarkt
■ 46, Referentin bei der Gleichstellungsbeauftragten, ist Geschäftsführerin des Arbeitskreises Berufliche Perspektiven für Frauen.
taz: Frau Reimann, Sie haben sich gerade mit einem Papier „Arm trotz Arbeit“ zu Wort gemeldet. Warum?
Bärbel Reimann: Wir vom „Arbeitskreis Berufliche Perspektiven für Frauen“ weisen darauf hin, dass die Rolle von Frauen am Arbeitsmarkt in der Armutsdiskussion ganz zentral ist. Oft wird von Kinderarmut gesprochen, aber häufig sind es dann die Mütter, die arm sind.
Findet Ihre Stellungnahme überhaupt Beachtung?
Wir erhalten häufig die Rückmeldung, dass den meisten nicht bewusst war, wie schlecht die Lage von Frauen auf dem Bremer Arbeitsmarkt ist. Die Stellungnahme entstand in Reaktion auf den Entwurf des Armuts- und Reichtumsberichts des Bremer Senats. Wir wollen, dass die Ergebnisse der Stellungnahme in den endgültigen Bericht aufgenommen werden.
Bekommen Frauen immer noch zu wenig staatliche Unterstützung?
Es sind gerade die Übergänge, der Wiedereinstieg nach der Elternzeit zum Beispiel, an denen Frauen nicht weiterkommen. Hier ist die Arbeitsmarktpolitik gefordert, eine gute Unterstützung zu leisten, die an den Lebenslagen von Frauen ansetzt. Dazu gehört auch eine verlässliche Kinderbetreuung, die Müttern und Vätern zugutekommt.
Warum fordern Sie keine bessere finanzielle Unterstützung, zum Beispiel von Alleinerziehenden?
Wir sehen das Problem vor allem im Übergang von ALG II zur Berufsausbildungshilfe. Hier entstehen häufig finanzielle Lücken, die gerade für Alleinerziehende kaum zu überbrücken sind.
Kann der Fokus auf Frauen auch kontraproduktiv sein?
Ich habe eher den Eindruck, dass Frauen und vor allem ihre eigenständige Existenzsicherung zu kurz kommen. Frauen sind nicht per se schlechter qualifiziert, trotzdem sind es gerade Frauen, die unterhalb Ihrer Qualifikation oft im Minijob arbeiten. Die Umverteilung von Arbeit muss auch an den Vollzeitstrukturen für Männer ansetzen. INTERVIEW: NELE WAGNER
„Was tun gegen Armut im Land Bremen?“: 18.30 Uhr, Gustav-Heinemann-Bürgerhaus