LESERINNENBRIEFE
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Einfach Grundregel

■ betr.: „Gib Hackern keine Chance“, taz vom 12. 6. 15

Es gibt in der professionellen EDV-Sicherheit seit 20 Jahren eine ganz einfache Grundregel: Ein mit dem Internet verbundenes System ist auf keinen Fall sicher, da helfen keine Virenscanner, Firewalls oder irgendwelche Experten. Wer wirklich schützenswerte Daten hat, darf diese nur auf Systemen halten, die physikalisch nicht mit dem Internet verbunden sind. Wenn Abgeordnete Daten auf ihren Bürorechnern mit Internetzugang speichern, sind diese Daten damit implizit veröffentlicht. Unter anderem deswegen haben Abgeordnete so große Schwierigkeiten, an wirklich geheime Dokumente zu gelangen.

Vor diesem Hintergrund halte ich die Aufregung über Datendiebstahl im Bundestag für Hysterie. ERIC BRÜNNER, Karlsruhe

Zerrbild des Anwenders

■ betr.: „Notwendige Schocktherapie“, taz vom 12. 6. 15

Dieser eminent wichtige und vielleicht überfällige Kommentar stellt die Frage nach den Folgen der Digitalisierung für unsere Individualität, unsere Freiheit und Demokratie.

Ich denke, es stellt sich aber darüber hinaus die Frage, was sie mit dem Menschen macht. Seit Schirrmachers „EGO“ wissen wir, dass das in der heutigen Software abgebildete Zerrbild des Anwenders der Homo oeconomicus ist. Aus der Psychologie wissen wir, dass Identität durch Reflexion und Segregation entsteht. Wenn aber unsere gesamte Perzeption in zunehmendem Maße von Flachbildschirmen dominiert ist, werden wir dann nicht selbst zu diesem Zerrbild?

Das ist die große Rückkopplungsschleife, vor der wir eine Heidenangst haben sollten. OLIVER HANNAPPELL, Mühltal

Ein herzliches Danke

■ betr.: „Women’s World Cup“, taz vom 10. 6. 15

Danke, ein herzliches Danke für ein bis zwei Seiten täglich Fußball-WM! Das gibt es nur bei euch! Fotos, Interviews, Hintergrund, Kommentare sehr schön.

So fällt es leichter, zum Beispiel die Kirchentaz-Seiten, Antroposophie usw. mitzubezahlen! Bitte weiter so, bis zum WM-Ende und darüber hinaus … A. MARQUARDT

WM-Artikel gefallen

■ betr.: „Women’s World Cup“, taz vom 11. 6. 15

Gerne mehr von dieser taz-Berichterstattung über die Frauen-Fußball-WM in Kanada. Die engagiert-informativen Artikel gefallen sogar mir als Nicht-Fußball-Fan! FRANZ-JOSEF RUNGE, Merzenich

Wünschenswerte Schlichtung

■ betr.: „Vorschlag noch im Juni“, taz vom 11. 6. 15

Eine Schlichtung im Kita-Streik wäre nicht nur für die ErzieherInnen wünschenswert. Auch für die Kinder wäre das eine enorme Erleichterung. JULIA ENGELS, Elsdorf

Feinde der Demokratie

■ betr.: „Die gerupfte Demokratie“, taz vom 11. 6. 15

Wer erinnert sich nicht an die großen Sprüche der Politiker zur Europa-Wahl und dem Abschneiden der EU-Gegner? Was wurde da über Demokratiefeindlichkeit polemisiert. Und wer tat sich dabei besonders hervor? Waren das nicht Herr Juncker und Frau Merkel und Herr Martin Schulz und Herr Gabriel? Versprachen die nicht gerade eine Stärkung der Demokratie in Europa?

Doch seit dem 10. Juni ist nun offensichtlich, wer der Feind der Demokratie in Europa ist. Es sind gerade die Herrschaften, die mit ihren Fingern auf die anderen „Bösen“ zeigen und denen den Willen zur Zerstörung Europas unterstellen. Denn es geht hier nicht um demokratische Strukturen beziehungsweise eine Verbesserung derselben, sondern es geht um Machterhaltung und darum, neokapitalistische Strukturen und die Macht der Konzerne über das Primat der Politik zu stellen. Dabei werden mit Tricks oder mit offener Ignoranz demokratische Vorgaben übergangen.

Herr Gabriel setzt sich in der SPD über einen Beschluss des Parteikonvents hinweg, die EU-Kommission verhindert unter einem fadenscheinigen Vorwand die Anerkennung einer EBI und Herr Schulz verhindert am vergangenen Mittwoch eine Abstimmung und anschließend eine Debatte, als absehbar wurde, dass es zu einer Ablehnung der in TTIP eingebauten privaten Schiedsgerichtsverfahren kommen würde. Deshalb muss unbedingt die Frage an diese Personen gestellt werden: Wer sorgt mehr für die Ablehnung eines gemeinsamen Europas in der Bevölkerung.

Durch die Tricks, die Herr Schulz im EU-Parlament anwendete, wird deutlich, dass hier lieber ein Debattierclub und Verein zum Durchwinken von nicht demokratisch kontrollierten EU-Beschlüssen erwünscht ist, als ein Parlament, das bei allen Einschränkungen seiner Möglichkeiten solche Beschlüsse kritisch hinterfragt und öffentlich macht. Ein solches Europa möchte ich nicht, in dem die Beschlüsse an den Bürgern vorbei in geheimen Verhandlungen von nicht gewählten, sondern ausgeklüngelten Kommissaren beschlossen werden. Und gerade die Vertreter der Großen Koalitionen mit schwachen Oppositionen tun sich da besonders hervor.

Deutlicher kann eine Demokratiefeindlichkeit nicht offenbart werden. ALBERT WAGNER, Bochum