Dicke Autos sorgen wirklich für dicke Luft

MOBILITÄT Der Trend zu Luxus-Geländewagen schadet Umwelt und Klima, zeigt neue Statistik

BERLIN taz | Was viele schon lange ahnten, hat jetzt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit validen Berechnungen belegt: Der Trend zu immer größeren und schwereren Autos schädigt die Umwelt und das Klima, da sie stärkere Motoren benötigen, die tendenziell mehr verbrauchen als schwächere. Und: Gäbe es diesen Trend nicht, könnten bei gleicher Verkehrsleistung der klimaschädliche Kohlendioxidausstoß der Autoflotten deutlich gesenkt werden.

2013 lag die durchschnittliche Motorleistung neu zugelassener Fahrzeuge bei 137 PS – im Jahr 2005 waren es 123 PS gewesen. Dadurch verbrauchten sie 2013 im Vergleich zu 2005 rechnerisch rund 3,8 Milliarden Liter Kraftstoff mehr und verursachten 9,5 Millionen Tonnen zusätzliches Kohlendioxid. Mögliche Effekte durch effizientere Motoren sind dabei nach Angaben der Statistiker eingerechnet. Zu Grunde gelegt bei den Berechnungen würden realistische Verbräuche, die anhand unabhängiger Tests ermittelt würden.

Der rechnerische Mehrverbrauch geht nach Angaben der Statistiker vor allem auf den Bereich der Luxus-Geländewagen (SUV) zurück, eines Segments mit hoher Motorleistung und hohem Verbrauch. Mit einer hinsichtlich der Motorleistung unveränderten Pkw-Flotte wären demnach im Jahr 2013 trotz steigender Bestände CO2-Einsparungen in Höhe von 12,0 Prozent möglich gewesen. Tatsächlich sanken die Emissionen nur um 1,6 Prozent.

Vermutlich ist der umweltschädigende Aspekt der Aufrüstung der Fahrzeugflotten sogar noch größer als nun vom Amt berechnet. Denn das Wiesbadener Amt hat nur die Motorleistung der privat neu zugelassenen Fahrzeuge betrachtet; Firmenautos, die häufig stark motorisiert sind, blieben außen vor. Zudem kann das individuelle Fahrverhalten statistisch nicht erfasst werden. „Vermutlich fahren Besitzer großer und schneller Autos häufig mit hoher Geschwindigkeit“, sagte Helmut Meyer vom Statistischen Bundesamt der taz. Je höher die Geschwindigkeit, umso stärker steigt der Verbrauch.

Für die Autoindustrie sind die Luxus-Geländewagen eine willkommene Gelegenheit, möglichst viele Fahrzeuge zu möglichst hohen Preisen zu verkaufen. Aber was treibt die VerbraucherInnen zum Kauf? Für den Heidelberger Marktforscher Christoph Palmer sind etwaige Sicherheitsargumente nur vorgeschoben. Es gehe ums Prestige und das Gefühl, überallhin fahren zu können. RICHARD ROTHER