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Archiv-Artikel

„Die Eltern sind völlig fertig“

STREIK Demo von Eltern und Kindern für ein Ende des Kita-Streiks. Abends informiert Ver.di

Von JPB
Richard Günther

■ 32, Elternsprecher der Kita Betty-Gleim-Haus. Er studiert Philosophie und Mathe. Von seinen drei Kindern sind zwei in der Kita.

taz: Herr Günther, wie groß sind Ihre Augenringe?

Richard Günther: Bei mir als Student ist wegen des Kita-Streiks noch alles in Ordnung. Aber die anderen Eltern sind völlig fertig. Niemand dachte, dass der Streik wirklich acht Wochen dauern könnte. Man muss die Kinder dauernd hin und her schicken. Das machen nicht alle mit.

Es denkt also mal wieder niemand an die Kinder?

Wahrscheinlich denken die ErzieherInnen schon an die Kinder, haben dabei aber Bauchschmerzen. Uns Eltern wollen sie zumindest nicht so gern treffen. Die Kinder werden super anhänglich. Ihnen wurde ihr Alltag weggenommen, ihre Bezugspersonen. In unserer Kita ist die Eingewöhnungsphase zum Beispiel sehr lang. Diese pädagogischen Konzepte werden durch den Streik konterkariert.

Sie kreiden die Probleme den ErzieherInnen an?

Nicht die Probleme, aber den Streik. Die ErzieherInnen hören auf Ver.di und dessen Streikführung geht rücksichtslos mit den Eltern und Kindern um. Prinzipiell tragen wir die Forderungen nach besserer Bezahlung mit. Aber nicht die Wahl der Mittel.

Was bleibt denn außer Streik?

In dieser Härte setzt es niemanden unter Druck. Die kommunalen Arbeitgeber sparen doch sogar Geld, wenn die ErzieherInnen streiken.

Müssten dann nicht die Eltern mehr Druck auf die kommunalen Arbeitgeber aufbauen?

Wir haben Briefe an den Senat geschrieben und die Arbeitgeber. Aber nach drei Wochen ist ein Punkt erreicht, wo wir nicht mehr können.

Vielleicht wird einfach mal sichtbar, welch relevante Arbeit diese und andere niedrig entlohnte Berufsgruppen leisten?

Das würde ich mir wüschen. Aber für Eltern bricht seit drei Wochen der Alltag zusammen und der Effekt in den Medien ist überschaubar.  INTERVIEW:JPB

Streik-Demo von Eltern und Kindern: 16 Uhr, Marktplatz;

Info-Abend: 18 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22