: Die Halb-Erweckte
Der Landtag hat die Verfassung auf der Grundlage der unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechte als Fundament jeder menschlichen Gemeinschaft beschlossen. So heißt es in der Präambel der Schleswig-Holsteinischen Landesverfassung. Eka von Kalben genügte das bislang. Eine Volksinitiative für einen Gottesbezug in der Präambel lehnte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag ab. Doch nun hat die 50-Jährige ihre Meinung geändert. Sie hat der Initiative ihre Unterschrift gegeben.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Pfingstwunder habe die dreifache Mutter ereilt. Ganz so spirituell scheint es aber nicht gelaufen zu sein. Denn von Kalben, die selbst in der Kantorei ihrer evangelischen Gemeinde aktiv war, unterstützt zwar die Initiative, will aber weiterhin keine Präambel mit direktem Gottesbezug.
Der von den beiden Ex-Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Björn Engholm (SPD) gegründeten Initiative geht es nämlich in erster Linie darum, die Präambel um eine Art Demutsformel zu ergänzen. Damit will sie deutlich machen, dass der Mensch nicht das Maß aller Dinge und in seinem Wissen begrenzt ist. Den genauen Wortlaut will die Initiative jedoch dem Landtag überlassen.
Eka von Kalben, die lange in Hamburger Verwaltungsbehörden gearbeitet hat und 2012 in den Kieler Landtag gewählt wurde, sagt, ihr sei bei einer Podiumsdiskussion die Bedeutung des durch die Initiative ausgelösten, interreligiösen Dialogs bewusst geworden. Nun will sie sich dafür einsetzen, dass es einen Kompromiss ohne das Wort „Gott“ gibt. Denn sie habe nach vielen Gesprächen das Gefühl, dass mit „Gott“, wie von der CDU öffentlich gefordert, nur der christliche Gott assoziiert werde.
Verbände von Muslimen und Juden dagegen sehen das anders, sie können sich mit dem Wort identifizieren. Ein Ziel hat die Initiative jedenfalls erreicht: Es wird darüber diskutiert, worüber wir unsere Gesellschaft definieren. KRISTOF BOTKA