DAS DING, DAS KOMMT : Bloß kein Meerwasser
Am SAUNAOFEN im Vinterbad an der Ostsee trotzt man gemeinsam Kälte und Dunkelheit. So wie in Finnland gegenüber
Schwarz im brausenden Meer liegt das schwimmende Saunaholzhäuschen im Winter. Wenn der Wind so richtig weht, tut der Ofen sich schwer, den sechs Quadratmetern ordentlich einzuheizen, nur zögerlich klettert der Thermometerzeiger über die 70.
Ohne das „Vinterbad“ würden wir es hier in dieser Dunkelheit und Kälte nicht aushalten, darüber sind wir uns einig – über die Art des Wasserzuführens auf den Saunaofen nicht. Der Saunavereins-E-Mail-Verteiler wimmelt von wütenden Nachrichten: „Bitte überhaupt gar kein Wasser mehr drauf schütten, das ruiniert die Elektrik“, liest man. „Ich habe jahrelang in Finnland den gleichen Ofen benutzt und auch mal Bier auf das Ding geschüttet“, schreibt es zurück. Ich schütte nie etwas darauf, ich habe sowieso nie Wasser dabei und Meereswasser – darin sind sich alle Vinterbadexperten wieder einig – verträgt so ein finnischer Saunaofen gar nicht.
In dem kleinen Räumchen aus warmem, schimmligem Holz höre ich von der Italienreise Mettes, die nächstes Jahr den ganzen Winter dort zu verbringen gedenkt. Ich höre von Thomas und Gwendolins Haus auf Lesbos, von dem sie vor just zwei Wochen zurückgekehrt sind und welches sie sicherlich nicht ein zweites Mal kaufen würden. Ich höre von Schweinemastanlagen auf den Nachbargrundstücken, deren Gülle vor drei Jahren breitflüssig die Straße hinabgelaufen sei.
Ich höre nicht hin, wenn Pauline von ihrer Arbeit mit extrem missbrauchten Jugendlichen erzählt. Dennoch verfolgen mich die Bilder in meinen Schlaf, die brausenden Wellen der Ostsee vermochten sie nicht wegzuwischen. REBECCA CLARE SANGER
■ Gemütlich saunen lässt sich in der nächsten Woche auf dem Fintango-Festival in Lutterbek: 24. 5., 15 Uhr, Lutterbeker; Hamburg: 24. 5 und 25. 5., Hein-Köllisch-Platz und Musikmuschel Planten un Blomen; Lüneburg: 26. 5., Garage; Lübeck: 27. 5., Kolosseum. www.fintango.de