piwik no script img

Archiv-Artikel

Zehn Prozent mehr Lehrer gefordert

AUSFALL VON UNTERRICHT

Es ist gut, die Schulen und die Schulverwaltung auf diese Weise in die Pflicht zu nehmen

Ach, war das schön, wenn die Doppelstunde Mathe ausfiel! JedeR war mal SchülerIn und erinnert sich an dieses freudige Gefühl – je nach Vorlieben bezogen auf andere Fächer. Gar nicht mehr schön ist es aber, wenn sich bei der nächsten Prüfung die durch den Ausfall entstandenen Wissenslücken bemerkbar machen. Ein Problem, das umso relevanter wird, je mehr Prüfungen und der dafür notwendige Lernstoff zentralisiert werden.

Vor diesem Hintergrund haben Eltern am Dienstag das „Volksbegehren Unterrichtsgarantie“ angestoßen. Da geht es darum, dass LehrerInnenausfall nicht einfach nur vertreten wird: also von irgendeiner Lehrkraft, die gerade Zeit hat, an Grundschulen auch mal von ErzieherInnen. Fachkräfte sollen Fachkräfte vertreten: Wenn der Mathelehrer krank ist, muss einE FachkollegIn her. Dafür sollen Schulen mit 10 Prozent mehr Lehrerstunden ausgestattet werden, als sie für den täglichen Stundenplan bräuchten. Denn gut 10 Prozent beträgt auch der jährliche Unterrichtsausfall an Berlins Schulen.

Es ist gut, die Schulen und vor allem die Schulverwaltung auf diese Weise in die Pflicht zu nehmen. Denn deren Pflichten sind bislang arg schwammig formuliert. „Jede Schule“ trage die Verantwortung dafür, dass ihre SchülerInnen „unabhängig von ihren Lernausgangslagen“ zum „bestmöglichen Schulabschluss geführt“ werden, heißt es zwar im Berliner Schulgesetz. Doch was SchülerInnen und Eltern tun können, wenn Schulen dieser Verantwortung nicht nachkommen – dazu schweigt das Gesetz. Stattdessen wird die Sache mit der Verantwortung gern umgedreht: Da gelten dann „bildungsferne Elternhäuser“ als Ursache für Lernversagen.

Zehn Prozent mehr Lehrkräfte für Berlins Schulen: Das ist eine utopische Forderung, wie jeder engagierte Elternteil weiß. Selbst wenn Geld dafür da wäre, gäbe es diese Lehrkräfte gerade in Mangelfächern wie Mathe gar nicht. Doch den Verantwortlichen mal vor Augen zu führen, dass deren Schulpflicht nur Sinn macht, wenn auch die Schulen ihre Pflicht erfüllen – deshalb lohnt das Volksbegehren. ALKE WIERTH