: Menschen fliehen vor Krieg und Not
GRENZZIEHUNGEN Während das Wort Mensch von Politikern besonders gerne in den Mund genommen wird, lassen sie Notleidende und Bedürftige krepieren. Es waren Fischer, die Flüchtlinge gegen den Willen der indonesischen Behörden vor dem Tod retteten
Zerrüttete Seelen
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz vom 19. 5. 15
Zwei kurze Ergänzungen zu den klaren Worten von Dominic Johnson: Sie fliehen, weil der Kolonialismus unserer Urgroßväter ihre Lebensgrundlagen verwüstet und ihre Seelen für Generationen zerrüttet hat; und weil der kärgliche Rest bis zum existenziellen Kollaps für unser Wohlergehen ausgebeutet wird. Gerechtigkeit und Verantwortung schulden wir alle ihnen, jede/r von uns. Deshalb sollte die Campact-Petition massenhaft unterschrieben zu einer Lawine werden: https://weact.campact.de/petitions/fluchtlingspolitik-wir-klagen-an. GÜNTER REXILIUS, Mönchengladbach
Eine Bereicherung
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz.de vom 19. 5. 15
Es wird immer davon ausgegangen, dass die Flüchtlinge Probleme mit sich bringen: „Wer soll das wieder alles bezahlen?“ (Garantiert nicht derjenige, der so etwas schreibt!) Wie wäre es denn mal, die Flüchtlinge als Menschen zu sehen, die Bedürfnisse haben, aber wie jeder andere auch arbeiten können und eine Bereicherung in jeder Hinsicht darstellen?LAURA HERNÁNDEZ, taz.de
Reiner Terror
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz vom 19. 5. 15
Es ist erfreulich, wenn mal eine Kritik an unserer hetzerischen Sprache erscheint. Leider ist aber schon auf der nächsten Seite in der Überschrift wieder von Schleppern statt von Fluchthelfern die Rede. Und die saloppe Bemerkung gegen das Wegzappen von Flüchtlingsbooten ist auch daneben. Immerhin macht mir der Leitartikel Mut, darauf hinzuweisen, an wie vielen Stellen unsere Sprache problematisch geworden ist.
Die USA haben dem „Terror“ den Krieg erklärt, und die Angegriffenen wehren sich mit Mitteln des Partisanenkrieges. Komisch, dass Angegriffene auch schießen, das ist der reine Terror! Jetzt spricht man nicht von Feinden, sondern kriminalisierend von Terroristen. Aber Drohnenangriffe sind nicht gezielte Tötungen, sondern völkerrechtswidrige Raketenangriffe, die viele Kriegsopfer fordern. Luftangriffe sind auch nicht „Luftschläge“, sondern Bombenkrieg. Und die jetzt geplanten europäischen Kampfdrohnen sind nicht Verteidigungsmittel zum Schutz von Soldaten, sondern Automatisierung des Bombenkriegs.
Dass im Krieg gemordet wird, ist leider nicht neu, aber dass bei den sunnitischen Kriegern des Islamischen Kalifats immer von Terrormiliz die Rede ist, gehört auch zur hetzerischen Gestaltung der derzeitigen Medien. Im Grunde gesteht man sich nicht ein, dass die USA als Antwort auf das spektakuläre Verbrechen von 9/11 einen Krieg führen, in den wir seit dem Beschluss der Nato, den Verteidigungsfall zu erklären, einbezogen sind.
Das hat Folgen in der Sprache, ebenso in den vielen Sicherheitsgesetzen, die nur noch als Kriegsgesetze verständlich sind, und wird doch dauernd vertuscht. Man tut so, als ginge es um eine religiöse Auseinandersetzung, um unterschiedliche Kulturen, um Aggression von Islamisten etc. Richtig daran ist nur, dass es kulturelle Unterschiede gibt und manche patriarchalischen Diktaturen die Gelegenheit nutzen, gegen alle modernen Entwicklungen, allgemeine Menschenrechte und vor allem Rechte für Frauen zu hetzen. Wir sollten darauf nicht reinfallen und unsererseits hetzen.ULRICH FINCKH, Bremen
Kriminelle Politik
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz.de vom 19. 5. 15
Erst mit den Diktatoren zusammenarbeiten, nichts gegen das Assad-Regime unternehmen und dann „Fluchtrouten zerschlagen“, was nur darauf hinauslaufen kann, dass Fahrten gefährlicher werden. Das ist kriminell, nicht die Fluchthelfer sind es.
Die weltweite soziale Umverteilung des Reichtums und der Lebenschancen steht auf der Tagesordnung.NZULI SANA, taz.de
Damals die Iren
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz vom 19. 5. 15
Der Autor behauptet, dass steigender Reichtum eines Herkunftslands und zunehmende Chancen für seine Bürger zu mehr Auswanderung führen. Welche „Chancen“ hatten die Iren nach der Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts: verhungern (1 Million) oder auswandern (2 Millionen)? Nicht viel besser sah es für die Auswanderer des 19. Jahrhunderts in Kontinentaleuropa aus. Massenauswanderung wurde damals durch Armut, Hungersnöte und Verfolgung erzwungen und es dürfte heute, was Afrika betrifft, nicht wesentlich anders sein. Die ablehnende Haltung vieler richtet sich ja nicht gegen hochqualifizierte Einwanderer, auch wenn die ihren Herkunftsländern bitter fehlen (brain drain). Es wäre besser gewesen, wenn der Autor das weitgehende Versagen der „Entwicklungspolitik“ der letzten 60 Jahre untersucht hätte.HANS-JÜRGEN HECKEMANN, Dresden
Obrigkeitshörig
■ betr.: „Hilfe für Bootsflüchtinge in Südostasien. Fischer haben Hunderte Menschen gerettet“, taz.de v. 19. 5. 15
Wären die Fischer Deutsche, hätte es das nicht gegeben, dann wären sie aus lauter Obrigkeitshörigkeit und der Angst um den eigenen Geldbeutel abgedreht. Und sie hätten sich dann über die Unverschämtheit der Boat-People empört … ROBBY, taz.de
Boote versenken
■ betr.: „Hilfe für Bootsflüchtinge“, taz.de vom 19. 5. 15
Arme helfen Armen. In Europa würde man sich jetzt ernsthaft Gedanken machen, ob man den Fischern nicht die Boote versenken oder gleich die Fischerdörfer bombardieren sollte. KURT-HORST DLOCH, taz.de
Kunst des Teilens
■ betr.: „Hilfe für Bootsflüchtinge in Südostasien“, taz.de vom 19. 5. 15
Welch leuchtendes Beispiel in Zeiten globaler Finsternis und Kälte!
Mich hat diese Meldung sehr gerührt, zeigt sie doch uns wohlstandsverwöhnten Deutschen, dass die Kunst des Teilens möglich ist.WOLFGANG LEIBERG, taz.de
In den Knast
■ betr.: „Hilfe für Bootsflüchtinge in Südostasien“, taz.de vom 19. 5. 15
Für Gleiches ging es in Europa schon in den Knast. Muss man den indonesischen Behörden schon anrechnen, wenn die es nicht so praktizieren. ANAMOLIE, taz.de
Keine Aufrüstung
■ betr.: „Flucht ist ein Menschenrecht“, taz.de vom 19. 5. 15
Es muss auch eine ernstzunehmende Debatte darüber geführt werden, dass der Westen keine Regimechanges in sogenannten Schurkenstaaten durchzuführen hat. Weder mit Waffenlieferungen noch durch Unterstützung oppositioneller Revolutionsgruppen. Flüchtlingströme kommen größtenteils aus Ländern, in denen der Westen zuvor interveniert hat.
Frontex aufzurüsten, kann keine Lösung sein. ALEXANDRA DIBELIUS, taz.de