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Archiv-Artikel

Streichquartett und Zulu-Gesang

FESTIVALS Bei den Klassikkonzerten im Sommer gibt es auch interessante Crossover-Projekte, die Mozart mit Mother Africa, Querflöte und Beatboxing miteinander verbinden. In Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Konzertreihe eigens für Fahrradfahrer konzipiert

Klassik & Co.

■ Kunstklang Feuchtwangen: Di. 29. Juli, Kreuzgang (bei Regen in der Stadthalle), www.kunstklang- feuchtwangen.de

■ Klassiksommer: Sa. 13. Juni, Edward Elgar: The Dream of Gerontius. Sa. 20. Juni, Gustav Holst: The Planets. Sa. 27. Juni, Proms-Nacht, alle drei Alfred-Fischer-Halle. Di. 30. Juni, Greg Patillos Project Trio, Pfarrkirche St. Agnes. Sa. 11. Juli, MoZuluArt, Schloss Heessen. www.klassiksommer.de

■ MDR-Musiksommer: Start Sa. 4. Juli, www.mdr.de/musiksommer

■ Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Start So. 21. Juni, 10 Veranstaltungsorte, www.festspiele-mv.de

VON ANSGAR WARNER

Es muss ja nicht immer gleich Bayreuth oder Salzburg sein – auch im Sommer 2015 locken zahlreiche Regionen die Klassik-Fans mit außergewöhnlichen Events, oft auch unter freiem Himmel. Zum Beispiel schon mal von der „Festspielstadt“ Feuchtwangen gehört? Die mittelfränkische Kleinstadt nutzt die malerische Kulisse ihres alten Kreuzgangs am Marktplatz für Theaternächte und Konzerte unter freiem Himmel. Im Juli 2015 erklingt hier etwa der „Divan der Lieder“ – zu hören sein werden bekannte Vertonungen von Goethes „West-östlichen Divan“. Die Kunstlieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Maurice Ravel werden dargeboten von der Nachwuchs-Sopranistin Christiane Karg und von Konzertsänger Robert Holl (Bass), die Klavierbegleitung besorgt Burkhard Kehring.

Begegnungen mit der Musik Großbritanniens ermöglicht dagegen der Musiksommer im westfälischen Hamm: die traditionsreichen Kathedralchöre Hereford, Gloucester und Worcester sind im Jahr ihres 300. Geburtstages erstmals außerhalb des Vereinigten Königreiches zu hören und haben mit Edgar Elgars „Dream of Gerontius“ ein musikalisches Nationaldenkmal ersten Ranges im Gepäck. Mit Gustav Holsts „The Planets“ gesellt sich außerdem ein opulentes Klanggemälde hinzu, selbst eine kontinentale „Night of the Proms“ mit „Rule Britannia“ und „Land of Hope and Glory“ steht auf dem Festival-Programm. Fremd und zugleich doch irgendwie vertraut klingt MoZuluArt, ein Crossover-Projekt, das Mozart und Mother Africa verbindet, Streichquartett und Zulu-Gesang. Noch experimenteller wird’s mit Greg Patillo, der aus New York sein „Project Trio“ mitbringt – eine neuartige Kombination aus Querflöte und Beatboxing.

Fulminant verspricht auch das diesjährige Eröffnungskonzert des MDR-Musiksommers auf der Magdeburger Seebühne zu werden: Sinfonieorchester und Rundfunkchor des Mitteldeutschen Rundfunks präsentieren unter der Leitung von Chefdirigent Kristjan Järvi mit Kompositionen von George Enescu Musik vom Balkan. Traditionelle Lieder und Tänze werden dargeboten und auch der Weltmusik-Star Goran Bregovic. Als Solisten konnten die Magdeburger den Bulgaren Theodosii Spassov gewinnen, international bekannt durch sein virtuoses Spiel auf der Hirtenflöte „Kaval“. Spassov wird nicht nur mit den MDR-Ensembles musizieren, sondern auch mit den Gitarristen Vlatko Stefanovski (Mazedonien) und Miroslav Tadic (Serbien). Nicht nur für die Ohren, auch für die Augen wird in der Kulisse des Elbauenparks einiges geboten – rund um die Seebühne erwartet das Festivalpublikum zudem nämlich eine Show aus Feuerwerk und Wasserspielen.

Von Schwerin aus können auf dem Velo spannende Konzertorte entdeckt werden

Auf das wohl ausgefallenste Festivalkonzept in diesem Sommer dürfen sich aber eindeutig all jene freuen, die nach Meck-Pomm reisen: Anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums veranstalten die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern erstmalig ein Fahrradkonzert. Startpunkt ist der Marktplatz von Schwerin – von hier aus können die Teilnehmer auf dem Velo spannende Konzertorte vom Freilichtmuseum Schwerin-Mueß über den Strandpavillon Zippendorf bis zum Kunst-Wasserwerk entdecken. Für die mobile Klangkulisse sorgen zahlreiche bekannte Künstler und Ensembles wie Nils Landgren, das Ensemble Faltenradio, das holländische Fahrradorchester Brabants Fietsharmonisch Orkest auf seinem legendären 6-Personen-Tandem oder German Brass.

Besonders dürften sich Klassikfans auf die lettische Geigerin Baiba Skride freuen, weltweit für ihren unverwechselbaren Geigenton geschätzt, die hier zusammen mit ihren Kollegen Gergana Gergova, Festspielpreisträger Nils Mönkemeyer, Brett Dean und Alban Gerhardt auftritt, ein Streichquintett der Extraklasse. Nachdem die Teilnehmer sich auf dem Marktplatz der idyllischen Residenzstadt registriert haben, schwärmen sie versorgt mit Kartenmaterial, Programmübersicht und Erkennungszeichen, das als Einlasskarte dient, sternförmig aus. Drei Routen stehen zur Auswahl: eine kürzere für Senioren, eine längere für sportliche Fahrer sowie eine geführte Kinder- und Familientour, die sich speziell an Familien mit kleineren Kindern richtet. Für Gäste, die von außerhalb anreisen, wird auch eine begrenzte Anzahl von Leihfahrrädern mit und ohne Elektroantrieb zur Verfügung stehen. Damit der Musikgenuss am Ende nicht von einem klassischen Platten getrübt wird, soll übrigens auch eine Pannenhotline eingerichtet werden.