: OFF-KINO
LARS PENNING
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Franzosen ein Problem, das denen der Deutschen gar nicht so unähnlich war: So wie bei uns viele gern vergessen hätten, dass sie vor Kurzem noch Hitler bejubelt und die Schrecken der Naziherrschaft ermöglicht hatten, verdrängten die Franzosen lieber, dass ihre Nation nicht allein aus den standhaften Siegern bestand, wie General de Gaulle gern behauptete, sondern auch aus den besiegten Kollaborateuren des Pétain-Regimes. Weshalb Letztere in René Cléments 1946 entstandenem Spielfilm „Bataille du rail“ auch gar nicht vorkommen: Hier ist hingegen praktisch jeder französische Eisenbahner ein tapferer Widerstandskämpfer, der mit seinen Aktionen erheblich zum Sieg der Alliierten beiträgt.
„Bataille du rail“ ist ein sehr geschickt gemachter Film: Laiendarsteller, Originalschauplätze und dokumentarisches Flair verleihen der in verschiedenen Vignetten von der Sabotage der Eisenbahner gegen die deutsche Besatzungsmacht erzählenden Geschichte Authentizität, während Episoden wie die Erschießung von Geiseln oder ein tödlich endender Angriff von Widerstandskämpfern gegen einen zum Geleit von Konvois eingesetzten deutschen Panzerzug auch für ein gewisses Pathos sorgen. Die Erzählung selbst schreitet dabei vom Kleinen zum Großen voran: Geht es am Anfang noch um den Schmuggel von Briefen, Dokumenten und Personen, fährt der Film bald im Wortsinn schwerere Geschütze auf und inszeniert nach der Landung der Alliierten in der Normandie eine spannende „Schienenschlacht“ gegen die deutschen Nachschubzüge für die Westfront. Und da die Kämpfer nie aufgeben, werden sie auch mit der besser bewaffneten Übermacht irgendwann fertig. Zu sehen ist „Bataille du rail“ in Original mit englischen Untertiteln im Rahmen der Filmreihe „1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang“ im Zeughauskino (15. 5., 21 Uhr. Weitere Filme: „Die Mörder sind unter uns“, 16. 5., 19 Uhr, „Die letzte Etappe“, 16. 5., 21 Uhr, 17. 5., 20.30 Uhr, „Die Verlorene“, 22. 5., 21 Uhr, „Der Fall von Berlin“, 23. 5., 19.30 Uhr ).
Eine etwas verquaste Philosophie, die sich in banalen Weisheiten über Leben und Tod ergeht, sowie eine bisweilen kitschige Symbolik sind in Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker „Blade Runner“ (1982) nicht von der Hand zu weisen: Dass sich die Todfeinde am Ende helfend die Hand geben und der Quasi-Schurke (Rutger Hauer) sterbend weiße Tauben fliegen lässt – na ja. Was aber immer noch gut funktioniert: die altmodische Detektivgeschichte in eindrucksvoller SF-Großstadt-Architektur mit Harrison Ford in der Rolle eines melancholischen Replikantenjägers und seine Liebesgeschichte mit einer Replikantin (Sean Young). Das Happy End auf der grünen Wiese war eine Anweisung des Studios, das später im Director’s Cut zugunsten eines offenen Endes entsorgt wurde (15./16. 5., Adria, 23 Uhr).