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Archiv-Artikel

Die Verpackungsfrau

BREMEN-WAHL Dank der parteilosen Spitzenkandidatin Lencke Steiner kehrt die FDP in die Bremische Bürgerschaft zurück

Von BES

Die wohl größte Überraschung der Bremer Bürgerschaftswahl war die Auferstehung der FDP: Laut Hochrechnungen kommen die Freidemokraten auf 6,5 Prozent, damit sind sie im Landtag. Das ist ein Triumph des Marketings, des neuen Magenta-Tons und einer Show-erfahrenen parteilosen Spitzenkandidatin, Lencke Steiner. Ja, die 29-Jährige wäre, das war ihre Bedingung, sogar eingetreten. Aber nur, wenn die FDP mehr als 8 Prozent eingefahren hätte. Ist sie nicht? Pech gehabt. Es gilt halt das knallharte Leistungsprinzip.

In Bremen hatte das bundesweite Siechtum der Freidemokraten 2011 begonnen. Dort waren sie damals mit 2,5 Prozent an der Fünfprozenthürde gescheitert.

Inhaltlich hat sich bei der FDP seither nichts geändert. Sie hält sich immer noch für die Stimme der Vernunft und plant, Bremens 20 Milliarden Schulden vor allem durch Stellenabbau zu beseitigen. Dabei fehlt es ja längst an Krankenhauspersonal, LehrerInnen, PolizistInnen und Feuerwehrleuten.

Auch die FDP selbst ist mit 300 Mitgliedern eher dünn bestückt, weshalb man die 29-jährige Vorsitzende im Jung- und Präsidiumsmitglied im Familienunternehmerverband angehauen hat, damit sie für die Plakate posiert. Dass die Partei selbst Steiner als Doublette der Hamburger FDP-Queen Katja Suding inszeniert, ist der gegenüber unfair: Erstens ist Suding dunkelhaarig. Zweitens interessiert sie sich für Politik, und drittens hat sie auch schon in der Partei mitgestaltet, bevor sie zur Kandidatin gekürt wurde.

Steiner hingegen übernimmt seit 2014 Schritt für Schritt von ihrem Vater die Geschäfte der W-Pack-Kunststoffe GmbH, die Flachbeutel und Schrumpfschläuche produziert. Leistung ist wichtig, lohnen aber müssen sich vor allem Geldhaben und Vermögenbesitzen, so funktioniert das Kapital im 21. Jahrhundert. Und das verkörpert Steiner idealtypisch: Viele finden sie hübsch und erfrischend.

Ihre politischen Statements zeugen von bemerkenswerter Ignoranz. So hält sie auch die Diskussion über Frauenquoten für verfehlt: Frauen wollen ja „durch Leistung überzeugen“ – etwa durch die, eine Flachbeutelfabrik zu erben. Noch völlig unklar ist, was die Bremische Bürgerschaft tun muss, damit Steiner das ihr nun zustehende Landtagsmandat auch wirklich annimmt. BES