: Finanzielle Geste für Rotarmisten
KRIEG Grüne und Linke wollen Entschädigung für Kriegsgefangene
BERLIN taz | 70 Jahre nach Kriegsende ruft die Opposition im Bundestag die Regierung dazu auf, ehemalige sowjetische Kriegsgefangene zu entschädigen. „Wir wollen, dass jeder Überlebende einmalig 2.500 Euro erhält“, sagte Volker Beck (Grüne) der taz. „Es geht dabei nicht primär ums Geld. Es geht darum, endlich das NS-Unrecht anzuerkennen, das diesen Menschen zugefügt wurde.“ Die Linksfraktion fordert 7.650 Euro für jeden Betroffenen, ist aber für Kompromisse offen. „Ich hoffe, dass wir in den nächsten Monaten irgendeine Lösung finden“, sagte deren Abgeordneter Jan Korte.
Während des Zweiten Weltkriegs gerieten über fünf Millionen Soldaten der Roten Armee in deutsche Gefangenschaft. Die Spitze der Wehrmacht hatte ausdrücklich befohlen, sie nicht nach den Regeln der Genfer Konvention zu behandeln. Historiker schätzen, dass mehr als die Hälfte der Gefangenen in den Lagern ums Leben kam. Am Mittwoch besucht zum Gedenken an das Kriegsende Bundespräsident Joachim Gauck das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 in Stukenbrock-Senne. Jan Korte ruft Gauck in einem Brief dazu auf, sich dort für Entschädigungszahlungen auszusprechen. „Ich bin mir absolut sicher, dass gerade Ihre Stimme bei diesem Thema von entscheidender Bedeutung sein könnte“, schreibt Korte. Die SPD steht Entschädigungszahlungen grundsätzlich offen gegenüber. Die Union lehnt sie bisher ab.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat derweil bei der Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau vor neuem Antisemitismus gewarnt. „Wir alle“ müssten Rechtsradikalen unmissverständlich klarmachen, dass jüdisches Leben Teil der deutschen Kultur sei, sagte Merkel am Sonntag.
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