: Pastor darf weiter hassen
Freispruch für Latzel
Olaf Latzel bleibt unbehelligt. Am Montag teilte die Staatsanwaltschaft Bremen mit, dass sie kein Ermittlungsverfahren gegen den Pastor der evangelischen St.-Martini-Gemeinde einleiten wird. Seine Hetze gegen andere Religionsgemeinschaften sei durch die Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Predigt vom 18. Januar in Augenschein genommen, in der Latzel das islamische Zuckerfest als „Blödsinn“, die Reliquien der katholischen Kirche als „Dreck“ und Buddha als „fetten, alten Herrn“ bezeichnet hatte. Der Islam, sagte er damals, gehöre nicht zu Deutschland.
Die Predigt, erklärte die Staatsanwaltschaft nun, sei „nicht geeignet, den Tatbestand der Volksverhetzung (...) oder den des Beschimpfens und Verunglimpfens von Religionsgemeinschaften (...) zu erfüllen“. Auch ein Anfangsverdacht bestehe nicht, weil sich Latzels „Äußerungen nicht auf Teile der Bevölkerung, sondern auf die religiösen Institutionen selbst beziehen“. Selbst Latzels Einlassung, im Umgang mit Götzenbildern verlange Gott „Umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen“, stellt für die Staatsanwaltschaft „im Gesamtkontext“ keine Aufforderung zur Gewalt dar.
Von der Kirche wurde Latzel ebenfalls nicht belangt: Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), zu der Latzels Gemeinde gehört, hat einstimmig beschlossen, kein Disziplinarverfahren gegen ihn einzuleiten – gleichwohl schien die BEK hoffnungsvoll auf die Staatsanwaltschaft zu schauen: Latzels Predigt, hieß es in der Erklärung des Ausschusses, ließen „nicht den Auftrag erkennen, ‚die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk‘ (6. These der Barmer Theologischen Erklärung)“. Vielmehr sei sie von einer „gewaltsamen und polarisierenden Sprache geprägt“. Angesichts der Anschläge von Paris sowie der Pegida-Demonstrationen lasse Latzel „die ihm gebotene Verantwortung für sein Reden vermissen“. Gleichwohl halte die BEK die in der Bremer Kirchenverfassung verankerte „Glaubens- und Gewissens- und Lehrfreiheit“ der Gemeinden hoch. Die Grenze sei erst beim Strafrecht erreicht.
Latzel arbeitet bereits seit 2007 als Pastor der Martini-Gemeinde. Er verhängte ein Predigtverbot für Frauen, hält Homosexualität und Abtreibung für Sünde und verkündet die Lehre vom strafenden Gott, Hölle und Satan. SCHN