: Versorgung mehr als lückenhaft
FLÜCHTLINGE Kindern mit Behinderung könnte schneller geholfen werden – mit einer Krankenkassenkarte
In Deutschland bleiben Flüchtlingskinder mit Behinderung offenbar häufig unterversorgt. „Es gibt sehr große Versorgungslücken“, sagte Benita Eisenhardt von der Beratungsstelle „Menschenkind“ am Dienstag. Die vom Humanistischen Verband Deutschland getragene Fachstelle für die Versorgung chronisch kranker und pflegebedürftiger Kinder stellte gemeinsam mit der Lebenshilfe Berlin erstmals eine Dokumentation zu dem Thema vor.
Geschätzt wird demnach, dass 10 bis 15 Prozent der Flüchtlinge und Asylsuchenden in Deutschland krank oder behindert sind. Wie viele davon Kinder sind, ist allerdings unklar. Dies werde statistisch bislang nicht erfasst, hieß es. Die Folge sei, das viele der Kinder gar keinen oder nur einen stark verzögerten Zugang zu notwendigen Hilfen bekommen, betonte Eisenhardt. Hilfsmittel wie Rollstühle oder Prothesen blieben diesen Kindern oft versagt.
In der Dokumentation geschildert werden mehrere Beispiele aus Berlin. „Es sind jedoch keine Einzelfälle“, sagte Eisenhardt weiter. „Wir waren selbst sehr erschrocken, dass es sich um ein strukturelles Problem handelt.“ Während die bundesweite Zahl der Kinder nicht erfasst ist, sind aus den Jahren 2013 und 2014 allein in Berlin über 100 Kinder mit Handicap bekannt. Mehrere Initiativen hatten die Zahl zusammengetragen. Nun soll versucht werden, auch einen ersten deutschlandweiten Überblick zu erstellen.
Unter anderem widerspreche die gegenwärtige Praxis der UN-Kinderrechtskonvention sowie der UN-Behindertenrechtskonvention. „Danach müssen Flüchtlingskinder mit Behinderung die Versorgung erhalten, die sie benötigen – genauso wie deutsche Kinder“, sagte Eisenhardt. Für eine schnellere Versorgung der Betroffenen könnte unter anderem eine Krankenkassenchipkarte sorgen. (epd)