: „Das ist deine Chance, etwas zu verändern“
DIE NEU-POLITISIERTE Johanna Rossbauer
■ ist 23 und studiert Bio-Ingenieurwesen an Münchens Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Wir sind keine Roboter. Bildung funktioniert nicht nach dem Containersystem: Student auf – Bildung rein – Student wieder zu. Darum gehe ich jetzt beim Unistreik auf die Straße. Bildung ist mehr als nur eine messbare Leistung – auch für mich als Naturwissenschaftlerin. Vor dem Studium habe ich eine Ausbildung als Erzieherin gemacht, seitdem sehe ich Bildung auch als eine Form von Sozialisation. Es geht um Entwicklung von Persönlichkeit. Und das findet an der Uni nicht statt.
Wir haben an unserer Hochschule lange nichts mitbekommen von den Protesten. Leute an technischen Hochschulen protestieren nicht so viel wie in anderen Fachbereichen. Mittlerweile ist aber in München eine große Bewegung entstanden. Wir wehren uns gegen Wirtschaftsinteressen und ihren Einfluss auf die Ausbildung.
Am ersten großen Streiktag konnte ich nicht mitlaufen. Ich hatte an diesem Tag ein Pflichtpraktikum. Hätte ich gefehlt, hätte man mir den Schein aberkannt. Am Abend war ich bei einer Plenumsveranstaltung der Uni München. Da wurden Leute von meiner Hochschule gesucht. Die sollten rausgehen, eine Arbeitsgruppe bilden. Erst wollte ich nicht mit. Aber dann meinte eine Freundin: „Das ist deine Chance, etwas zu verändern!“ Da habe ich mich mitreißen lassen.
Jetzt versuche ich, an meiner Hochschule zu mobilisieren. Das ist manchmal anstrengend – viele Leute da sind nicht so politisch.