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Archiv-Artikel

Bilder einer Einfachspeise

ESSKUNST Im Innern voller Geheimnisse und außen Skulptur – Charlotte Birnbaum und Christa Näher servieren Pasteten

Die Mutter aller Künste ist das Kochen. Dieser Einsicht verlieh Peter Kubelka Nachdruck, indem er an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt die Klasse für „Film und Kochen“ einrichtete. Es wurde in der Städelschule also immer wieder wunderbar gegessen – und es wird dort, auch nach der Emeritierung des österreichischen Künstlers, Experimentalfilmers und Architekten, noch immer wunderbar gegessen. Denn nun lädt Charlotte Birnbaum, schwedische Kunsthistorikerin und Ehefrau des Leiters der Städelschule, Daniel Birnbaum, in die Kunstakademie ein. Hier tischt sie die von ihr erprobten Kochrezepte zu Speisen auf, die heute eher im Abseits stehen.

Nach den Innereien sind es jetzt die „Pasteten, Pasteten, Pasteten“, wie das kleine Büchlein im Verlag der Buchhandlung Walther König heißt (Köln 2009, 124 Seiten mit 20 Farbtafeln, 28 Euro), in dem sie ihre Erkenntnisse über „neue und alte Geheimnisse der Kochkunst“ offenlegt. Und weil Charlotte Birnbaum nicht nur hervorragend recherchieren und intelligent nachkochen, sondern auch herrlich erzählen kann, ist der schmale Band ein einziges Vergnügen. Ganz wesentlich tragen dazu die Illustrationen der Professorin an der Städelschule, Christa Näher, bei (unsere Abbildungen). Denn ihre fantasievoll-assoziativ überbordenden Zeichnungen und Collagen, anstelle der üblichen hochgestylten Fotografie, machen Birnbaums grundlegende Aussagen unmittelbar gewahr: dass die Pastete, obwohl sie faszinierende Höhepunkte kennt, auch immer eine bäuerliche Einfachspeise war. Jeder ist hier ein Künstler und jede Paté eine Kunstwerk – im Innern voller Geheimnisse und außen Skulptur. BRIGITTE WERNEBURG