BRASILIEN

So viel vorweg: Brasilien will Weltmeister werden und nicht als beste Tanz- und Trommelgruppe bei einem Faschingsumzug ausgezeichnet werden. Dass die Mannschaft bis jetzt regelrecht durchspaziert ist durch die WM, sollte man ihr nicht zum Vorwurf machen.

Methusalem-Faktor: Die Brasilianer haben die älteste Mannschaft ins Turnier geschickt. Beinahe alle Spieler sind um die 30 Jahre alt. Macht’s was? Maicon, der Schnellzug auf der rechten Außenbahn, ist 29. Auch Stürmer Luis Fabiano ist 29 und wirkt alterslos frisch. Bei einer Eins-zu-eins-Situation versucht er nicht, dem Torwart den Ball durch die Hosenträger zu schießen. Er umspielt ihn. Brasilien liefert den Beweis: Alter schützt vor Leistung nicht.

Elf-Freunde-Faktor: Trainer Carlos Dunga hat eine echte Stammelf. Wenn niemand verletzt ist, läuft die Mannschaft mit den Nummern eins bis elf auf. Die erste Elf genießt das volle Vertrauen des Trainers, auch wenn es in den Vereinen mal nicht so gut läuft. Das wissen auch die Stars, die bei Dunga nur Ergänzungsspieler sind – und akzeptieren es. So viel Friede war selten.

Risiko-Faktor: Hmm? Lucio, der Kapitän, könnte vielleicht mal einen Fehler in der Innenverteidigung machen. Und dann fühlt er sich wie viele seiner Kollegen immer ungerecht behandelt. Vielleicht meckert sich die Mannschaft aus dem Turnier.

Prognose: Brasilien wird Weltmeister, weil keine Mannschaft den Schlüssel hat, die kompakte Defensive zu öffnen, und Kaká, Robinho oder Luis Fabiano vorne immer etwas einfällt.

ANDREAS RÜTTENAUER (42)