Spitzel im Staatsauftrag

DOKU „V-Mann-Land“ (22.45 Uhr, ARD) erzählt von V-Männern in der rechten Szene

Das Problem war schon bekannt, bevor 2002 das Bundesverfassungsgericht das erste NPD-Verbotsverfahren nicht weiterführen wollte – wegen „fehlender Staatsferne“ der Partei. V-Leute gab es selbst in der Führungsebene der NPD. Bereits in den 1960ern hatte der V-Mann Peter Urbach die Studentenbewegung mit Waffen versorgt – Hans-Christian Ströbele gründete also das Sozialistische Anwaltskollektiv. Nun ist er Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums auch für den Verfassungsschutz. Er benennt das „Grundproblem“: „Rauszubekommen, was sind Sachen, die quasi staatlich organisiert sind, über die V-Leute in den Vorständen?“

Konkrete Personen

Clemens und Katja Riha interessieren sich in ihrer Dokumentation „V-Mann-Land“ nicht für den juristischen Diskurs. Spannend ist ihr Film trotzdem, weil er Innenansichten aus einem Mikrokosmos „rechte Szene“ bietet. Weil er die „fehlende Staatsferne“ runterbricht auf konkrete Personen. Die Autoren haben vier ehemalige V-Leute vor die Kamera geholt. Wolfgang Frenz wird als „Deutschlands vermutlich dienstältester V-Mann“ vorgestellt. Er meint, „ohne diese Gelder vom Verfassungsschutz“ hätte die Gründung der NPD nie stattfinden können. Über die Jahre will er selbst, inklusive Spesen, rund 1,6 Millionen Euro erhalten haben. Und ist damit „rundrum um die ganze Welt gekommen“.

Es gibt einige Innenansichten: Der NPD-Bundesvorstand Thorsten Heise präsentiert sich vor einer Ritterrüstung. Und Frenz amüsiert sich darüber, „wie klein die Welt ist“. Seine rechte Welt. Zwar sei er Beate Zschäpe vom NSU nie begegnet, wohl habe sie aber einmal bei ihm die Blumen gegossen. Ein anderer der vier V-Männer ist einmal gefragt worden, ob er das untergetauchte NSU-Trio verstecken könne. Er habe das sofort weitergegeben. Verhaften statt verstecken war für den Verfassungsschutz offenbar keine Option. JENS MÜLLER