: Der nächste CDU-Chef im Norden schmeißt hin
SCHLESWIG-HOLSTEIN Jost de Jager gibt sein Amt auf. Seine Zeit als Landeschef der Union war glücklos
KIEL taz | Der Vorsitzende der CDU Schleswig-Holsteins, Jost de Jager, hat am Dienstag in Kiel seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Er wird seinen Landeschef-Posten am kommenden Donnerstag niederlegen und nicht als Direktkandidat für den Bundestag im Wahlkreis Flensburg-Schleswig kandidieren.
De Jager begründete den Schritt mit der geringer gewordenen Unterstützung für seine Arbeit in Partei und in Öffentlichkeit. „Ein wirklich starkes Signal des Rückhalts und der Geschlossenheit ist ausgeblieben“, sagte de Jager. Er sei verdrossen, gehe aber „ohne Groll“.
Der 47-Jährige ist seit September 2011 Landesvorsitzender der CDU im Norden und war bei der vergangenen Landtagswahl Spitzenkandidat seiner Partei. Dieser Karrieresprung war alles andere als geplant: De Jager, damals noch Wirtschaftsminister in der CDU-geführten Regierung unter Peter Harry Carstensen, war ein schnell gefundener Ersatzkandidat für Christian von Boetticher. Der hatte wegen einer Beziehung zu einer 16-jährigen Schülerin seine Ämter niedergelegt.
Die Situation nach der Wahl war für de Jager schwierig: Zwar wurde die CDU bei der Landtagswahl im vergangenen Mai stärkste Kraft, doch SPD, Grüne und der Südschleswigsche Wählerverband holten zusammen die Mehrheit im Kieler Landeshaus. De Jager selbst erhielt kein Mandat, weil die CDU-Sitze alle an erfolgreiche Direktkandidaten gingen. Der Spitzenkandidat hatte keinen Wahlkreis erhalten – dafür war es zu spät, als de Jager für von Boetticher einsprang.
Es sei eine schwierige Aufgabe gewesen, ohne Mandat einen Landesverband zu führen und zu erneuern, sagte de Jager. Der Landesverband zimmerte eine Alternative: De Jager sollte in den Bundestag einziehen und dafür direkt kandidieren. Doch auch da gab es einen Dämpfer. De Jager holte die Nominierung als Direktkandidat nur mit einem Vorsprung von fünf Stimmen vor einer unbekannten Politikerin aus dem Wahlkreis. Und als er sich beim Parteitag im November wiederwählen ließ, kam er ohne Gegenkandidat nur auf rund 80 Prozent Zustimmung.
Die Landespartei will jetzt bis Mitte März einen Nachfolger suchen, mit dem sie in die Kommunalwahl im Mai und die Bundestagswahl im September zieht. Dabei drängt sich allerdings niemand auf. DANIEL KUMMETZ