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Ein Blick hinter die Gartenpforte

GARTENKULTUR Die Wohnung halten sie gänzlich frei von allen Topfpflanzen, im Garten lassen sie es dafür so richtig blühen. Ein Buch beschreibt das wuchernde Gartenleben der Klaffkes

Vor fünfzehn Jahren kauften Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke eine alte Gärtnerei in Hannover-Oberricklingen und verwirklichten damit ihren Traum von einem Leben im Garten. Seitdem ist der Garten für das Ehepaar zum kulturellen Ort geworden, an dem man sich erfreuen und nicht nur mit schmutzigen Händen verbinden will.

Diese Freude teilen die beiden mehrmals im Jahr mit Interessierten, in dem sie ihre Pflanzenvielfalt im Rahmen der Aktion „Die offene Pforte“ der Öffentlichkeit zugänglich machen und einmal pro Jahr zu einer kulturellen Veranstaltung unter freiem Himmel einladen: „Dieses Jahr spielt beispielsweise ein Streichquartett in unserem Garten“, sagt Gesa Klaffke-Lobsien. Dabei lautet das Thema „Im Namen der Rose“, und die dafür ausgewählten Stücke widmen sich dieser, seit der griechischen Antike als Königin der Blumen bezeichneten, Zierpflanze. In der Vergangenheit kamen Sänger und eine Tänzerin in die alte Gärtnerei, die den Besuchern vom Dach herunter eine kleine Performance darboten.

Neben dem Gärtnern geht es den beiden Pensionären vor allem um den Austausch mit anderen Gartenliebhabern. Mehrmals im Jahr fahren sie zu Gartenschauen, um sich neue Anregungen zu holen. „Aber eigentlich experimentieren wir auch sehr gerne selbst“, sagt Kaspar Klaffke. Denn so ließen sich immer neue Bilder mit den Pflanzen erzeugen. Aber auch die Vitalität der wildwachsenden Pflanzen fasziniert Kaspar Klaffke, da die Natur auf diese Weise einen Anblick schaffe, den der Mensch nie hätte erzeugen können. Daher achten die beiden Gärtner auf ihrem Grundstück auf die Balance zwischen Wildwuchs und einer ordentlichen Gestaltung.

Die dadurch entstandenen Gärten erstrecken sich auf einer Fläche von rund 900 Quadratmetern. Das entspricht etwa einer Fläche von drei nebeneinander liegenden Tennisfeldern. Neben einem Funkiengarten, einem Rotblaugelbgarten und einem Phloxgarten mit verschiedenen Obstsorten, haben die beiden Gartenliebhaber außerdem ein Grundstück für den Gemüseanbau gepachtet. Mit der Ernte bereiten sie sich Salate, Marmeladen und Tees zu. Den Sommer über versuchen sie sich aus dem Garten zu ernähren. Für mehr Ertrag ist das Grundstück der ehemaligen Friedhofsgärtnerei jedoch zu klein.

Heute erinnern sie sich, dass viele Bekannte sie für verrückt erklärten, als sie das Anwesen kauften. Damals lag es noch vollkommen brach. „Es hat viel Fantasie dazugehört, um sich vorzustellen, wie man da leben kann“, sagt Gesa Klaffke-Lobsien. Inzwischen können sich die Klaffkes ein anderes Wohnen kaum noch vorstellen. Solange sie so viel Freude daran haben, möchten sie weitermachen.  VANESSA RANFT

Gesa Klaffke-Lobsien/Kaspar Klaffke: „GartenLeben in der Alten Gärtnerei“, Zu Klampen Verlag, Springe 2015, 224 S., 14,80 Euro

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