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Archiv-Artikel

Ansturm auf Spargelparty

EVENT Ankündigung eines Spargelfests in den maroden Beelitzer Heilstätten sorgt für einen Hype im sozialen Netzwerk. Tausende wollen bei dem Picknick mit pittoresker Optik dabei sein – zu viele für den Bürgermeister

Spargel da und teurer

■ Bei frühsommerlichen Temperaturen hat auf den Brandenburger Spargelhöfen die Saison begonnen, die ersten Verkaufsstände in Berlin sind eröffnet. Dabei müssen Spargelesser mit höheren Preisen rechnen. Vergangenes Jahr zahlten Verbraucher im Schnitt gut sechs Euro pro Kilo, für diese Saison rechnen Experten mit 60 Cent bis 1,20 Euro mehr. (dpa)

Ein besonderes Event droht aus dem Ruder zu laufen: Per Facebook haben sich bereits fast 20.000 Menschen zu einem Spargelfest in den Beelitzer Heilstätten bei Potsdam angemeldet. „Dass unsere Veranstaltung ankommen würde, wussten wir vorher“, sagte der Berliner Immobilienentwickler Frankl Duske. Mit einem derart großen Interesse hat der Veranstalter jedoch nicht gerechnet – zumal es eigentlich um die Vermarktung von exklusiven Wohnungen geht, die auf dem Gelände entstehen sollen. Bei einem eintägigen „Food Festival“ am 9. Mai sollen die Besucher das Gelände erkunden können. Angesichts des drohenden Ansturms sind nun aber Stadtverwaltung und Polizei eingeschaltet.

„Ich freue mich über das große Interesse an unserem Städtchen – aber die Teilnehmerzahl für die Veranstaltung muss begrenzt werden“, sagte Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos). Das etwa 44.000 Quadratmeter große Gelände, das Duske und sein Kompagnon gekauft haben, ist aus Sicht der Verwaltung zu klein für einen derartigen Ansturm. Facebook sei offensichtlich der falsche Ort für die Einladung gewesen, meinte Knuth.

Dynamik abgebremst

Der Bürgermeister und der Projektentwickler haben sich bereits verständigt, die Teilnehmerzahl des „Food Festivals“ auf 5.000 zu beschränken. Dies wurde auch im Internet bekannt gegeben. Per Onlineverkauf sollen jeweils mittwochs die Tickets vergeben werden. „Wir versuchen so, etwas die Dynamik aus der Sache zu nehmen“, schilderte Duske.

Das erste Kontingent im Onlineverkauf sei binnen kürzester Zeit weg gewesen. „Mittwoch ab 18 Uhr gibt es die nächsten.“ Die Karten kosten 7 Euro. „Außerdem haben wir eine ganze Fußballmannschaft angeheuert, die als Parkplatzeinweiser fungieren soll“, berichtete Duske.

In etwa zwei Wochen wollen sich Veranstalter und Bürgermeister mit der Polizei beraten. „Wir fordern unter anderem ein Verkehrskonzept“, erklärte Knuth. Seine Kommune werde Duske und sein Team dabei gerne beraten. „Wir haben Erfahrung durch unsere Spargelfeste.“ Im vergangenen Jahr hatten rund 30.000 Menschen die Altstadt des rund 6.000 Einwohner zählenden Ortes besucht.

Bewegte Vergangenheit

Die frühere Lungenheilanstalt in Beelitz hat eine bewegte Vergangenheit. Als Klinik von der Landesversicherungsanstalt Berlin zwischen 1898 und 1930 errichtet, wurde sie während des Ersten und Zweiten Weltkriegs jeweils zum Lazarett umfunktioniert.

Nach Kriegsende 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände. Hier fand auch der gestürzte DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker für einige Wochen Zuflucht, bevor er 1991 nach Moskau ausgeflogen wurde. Nach dem Abzug der Sowjets 1994 begann der dramatische Verfall der ehemaligen Heilstätte. (dpa)