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Archiv-Artikel

VW-Machtkampf: Piëch sieht keine Zukunft für Winterkorn

FAMILIE Wer Volkswagen-Patriarch Piëch als Aufsichtsratschef beerbt, ist wieder offen

BERLIN rtr | Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch scheint im Machtkampf um die Zukunft seines einstigen Zöglings, VW-Vorstandschef Martin Winterkorn, im Aufsichtsrat isoliert. Am Sonntag ging ein wichtiger Vertreter des Hauptaktionärs, der Familie Piëch-Porsche, auf Distanz zu Piëch. „Die Aussage von Herrn Doktor Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist“, zitierte ein Sprecher Wolfgang Porsche. Er ist ein Cousin Piëchs und zugleich Aufsichtsratschef der Porsche SE, die mit 51 Prozent die Mehrheit an Europas größtem Autokonzern hält.

Piëch hatte sich im Spiegel mit dem Satz zitieren lassen: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Die Arbeitnehmerseite und das Land Niedersachsen, der zweitgrößte Eigner, stellten sich darauf demonstrativ hinter Winterkorn, der das Unternehmen mit 600.000 Beschäftigten seit 2007 führt. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, nach seiner Zeit an der Konzernspitze Piëch als Aufsichtsratschef zu beerben. „Winterkorn wird nicht aufgeben, er wird weitermachen“, sagte ein Unternehmens-Insider zu Reuters. „Winterkorn hat starke Verbündete – das Land Niedersachsen und den Betriebsrat.“ Winterkorns Vertrag läuft bis Ende 2016.

Zusammen haben Land und Arbeitnehmervertreter die Mehrheit im Aufsichtsrat – 12 Stimmen. Die Familie Porsche-Piëch verfügt über 5 Stimmen, 3 davon besetzt die Piëch-Seite. Hinter Winterkorn stellte sich bereits am Freitag der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh. Mit Winterkorn habe der Konzern „den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord“. Wenn es nach dem Willen der Arbeitnehmer gehe, solle Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert werden.

Dem Spiegel-Bericht zufolge wirft Piëchs Bruder Hans Michel, der ebenfalls im VW-Aufsichtsrat sitzt, Winterkorn Versäumnisse vor. Zu Piëchs Kritikpunkten zählt demnach, dass Winterkorn die Probleme im Geschäft in den Vereinigten Staaten bislang nicht in den Griff bekommen hat und die Hauptmarke VW bei der Ertragskraft schwächelt. Ebenfalls kritisch sehen manche, dass VW zwar seit vielen Jahren über den Einstieg ins Billigsegment diskutiert, bislang aber noch keine Entscheidung darüber getroffen hat.