: Alles anders als auf der Straße
Verstärkte Doping-Kontrollen bei Sechs-Tage-Rennen – auch wenn Aufputschmittel nach Meinung der Veranstalter kein Bahnrad-Phänomen sind. Namhafte Sünder wie Erik Zabel und Andreas Kappes sind auch diesmal wieder am Start
Es war das Radsportthema des vergangenen Jahres. Die Namen zahlreicher einschlägiger Profis tauchten nicht selten nur noch mit dem Zusatz „Doping-Sünder“ auf. Beim 44. Bremer Sechs-Tage-Rennen soll das jetzt alles ganz anders sein: Nicht nur, weil sie auf Anweisung des Radsport-Weltverbandes UCI die Kontrollen verdreifacht haben. Sondern auch, weil Doping nach Meinung der Veranstalter ein Problem der Straßen-, nicht aber der Bahnradfahrer ist.
Seit zehn Jahren, sagt Alexander Donike, internationaler UCI-Kommissär und stellvertretender Vorsitzender des Bundessportgerichts, „ist keine einzige Probe bei einem Sechs-Tage-Rennen positiv gewesen“. Bislang wurde immer an zwei Abenden getestet, jeweils die drei Sieger sowie zwei weitere, ausgeloste Fahrer. In diesem Jahr werden an jedem Abend fünf der insgesamt 24 Fahrer untersucht. 10.000 Euro kostet das, zahlen muss der Veranstalter.
Nur einen einzigen Dopingfall habe es in den vergangenen Jahren gegeben, sagen die Veranstalter: Er betraf den Franzosen Robert Sassone, ehemals Fahrer des Rennstalls Cofidis, der bei der Tour de France 2007 sein Team nach einem Doping-Fall umgehend zurückziehen musste. Im Haus des einstigen Bahn-Weltmeisters Sassone in Südfrankreich beschlagnahmte die Polizei 2004 sowohl Amphetamine als auch Wachstumshormone, Testosteron und Epo. In Bremen durfte er daraufhin – obwohl bereits offiziell nominiert – nicht mehr bei den Sixdays antreten. „Wir mussten keinen Moment überlegen“, sagt Frank Minder, Chef des Bremer Sechs-Tage-Rennens, „der Vertrag war schnell aufgelöst“.
Vom 10. bis zum 15. Januar im AWD-Dome erneut starten darf hingegen Publikumsliebling Erik Zabel.
Der 37-Jährige, mit über 200 Siegen einer der erfolgreichsten Radprofis der Welt, gestand im Mai vergangenen Jahres an der Seite von Rolf Aldag, bei der Tour de France 1996 als Telekom-Fahrer „einmalig“ Epo genommen zu haben. Das ist jetzt fast zwölf Jahre her, sagt Sixdays-Sprecherin Annette Lemm, und das jeder eine zweite Chance verdient habe, auch Doping-Sünder, auch große und beliebte Namen. „Wie lange soll er denn büßen?“, fragt sie, nicht ohne darauf zu verweisen, dass selbst Mörder in der Regel nur 15 Jahre Haft bekämen. Und aus rechtlicher Sicht ist der Doping-Fall Zabel ohnehin bereits verjährt.
Auch Lokalmatador Andreas Kappes, der seit 1987 bei den Bremer Sixdays fährt, hat schon gedopt: 1997 wurde ihm nach einer positiven Probe der deutsche Meistertitel im Punktefahren aberkannt. Kappes wurde für sechs Monate gesperrt. Drei Jahre später geriet er bei der deutschen Bahnmeisterschaft erneut in Verdacht. Damals wurde er aber vom Sportgericht freigesprochen.
Die Liste der Verdächtigen ließe sich fortsetzen, beispielsweise mit Christian Lademann, einem dreifachen Olympioniken, ehemaligen Welt- und Europameister, der in Bremen für einen Bierbrauer startet. 2004 geriet er wegen auffälliger Blutwerte ins Visier der Doping-Ermittler, ohne allerdings überführt zu werden, wie Lemm betont: Auch hier müsse die Unschuldsvermutung gelten. „Wir können nicht mehr tun, als die Kontrollen zu verstärken.“
Auch Donike möchte sein Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass die Fahrer sauber sind. Aber die Dichte der Kontrollen sei „schon enorm“. Überhaupt sei „eine ganze Menge“ für dopingfreie sechs Tage unternommen worden. Jan Zier