Mannheim, mon amour

Kinder, Arbeiter, Migranten: Auf Mannheims Straßen trifft der Fotograf Pino Bertelli sie alle. Das Porträt einer deutschen Stadt und ihrer erstaunlich europäischen Bevölkerung

Nur gut, dass sich der Fotograf Pino Bertelli Städte über ihre Bewohner erschließt und nicht über die Architektur. Dem Betrachter des neuen Bertelli-Bildbandes „Mannheim“ bleibt so einiges erspart. Und er kann sich stattdessen an 150 Porträts von Menschen erfreuen, die Bertelli über anderthalb Jahre auf den Straßen Mannheims fotografiert hat. Manchmal besucht er seine Modelle auch an ihren Arbeitsplätzen. Doch die Straße bleibt das eigentliche Studio des Italieners. Dort trifft er sie alle: mies gelaunte Kinder, bestens gelaunte Polizisten, musizierende Migranten, offensiv Verliebte. Bertelli fotografiert sich durch sämtliche Alters- und Gesellschaftsschichten. Weil die Menschen, die er ablichtet, ihn und seine Kamera nicht erwartet haben, entstehen unprätentiöse Bilder: Es wird viel höflich gelächelt und viel unsicher herumgestanden. Fragile Anblicke sind das. Und man erhofft sie sich auch von einem wie Bertelli, dem Ex-Stahlarbeiter, Filmemacher, Theoretiker und eben Straßenfotografen. Weil er sich selbst vornehmlich als Menschenfreund versteht.

JOANNA ITZEK

Pino Bertelli: „Mannheim – Porträt einer europäischen Stadt“. Kehrer Verlag, Heidelberg 2007, 180 Seiten, 39 €