: Vom alten Schweden lernen
Früherer schwedischer Bildungsminister Tham berät Hamburgs SPD. Bürgermeisterkandidat Michael Naumann stellt die ersten drei Mitglieder seines Kompetenzteams vor. Abgeordnete Ernst blinzelt in Richtung Sozialbehörde
Michael Naumann gibt sich siegesgewiss wie immer: „Wir wollen in den nächsten Jahren eng zusammenarbeiten“, sagt der Bürgermeisterkandidat der Hamburger SPD gestern bei der Vorstellung der ersten drei Mitglieder seines „Kompetenzteams“. Alle würden nach einem Erfolg bei der Bürgerschaftswahl am 24. Februar „wichtige Rollen in meinem Senat spielen“.
Erwartungsgemäß ist die Nominierung von Britta Ernst. Die Schulexpertin und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Faktion gehörte vor vier Jahren bereits zum Team des damaligen Spitzenkandidaten Thomas Mirow. Mit Volker Gerhardt, Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität in Berlin, und dem früheren schwedischen Bildungsminister Carl Tham jedoch gelangen Naumann zwei Überraschungen. Der bereits 68-jährige Tham, den Naumann „einen engen Freund von mir“ nannte, wird als Berater im Schulbereich tätig sein, um Erfahrungen aus dem PISA-verwöhnten Skandinavien beizusteuern.
Gerhardt hingegen präsentierte sich bereits wie der neue Wissenschaftssenator. Der in Hamburg lebende 63-Jährige ließ kein gutes Haar an der Politik des Amtsinhabers Jörg Dräger (parteilos). „Hyperaktiv und rein betriebswirtschaftlich denkend“ habe dieser den Hochschulen „eine Schocktherapie“ verpasst. Positive Effekte seiner „überstürzten Reformen“ seien nicht erkennbar, sagte Gerhardt. Die Hochschulen bräuchten rasch „Ruhe und eine klare Richtung“. Gerhardt sprach sich gegen Studiengebühren aus, wenn der Einnahmeausfall von der Politik ausgeglichen werde. Darin sei er sich mit Naumann einig.
Ernst skizzierte das gesamte SPD-Wahlprogramm für Kinder, Jugendliche, Familien und Schulen, das sie mit erarbeitet hatte. Kostenlose Kitas und Vorschulen sowie das sozialdemokratische Modell aus möglichst ganztägigen Stadtteilschulen und Gymnasien bekräftigte sie. Zudem betonte die 46-Jährige auffällig Jugend- und Sozialthemen: Den Kampf gegen Kinderarmut, den Einsatz für mehr Krippenplätze und Familienhebammen, den Ausbau der sozialen Dienste. Denn in einer rot-grünen Koalition würde GAL-Spitzenfrau Christa Goetsch die Schulbehörde übernehmen, deshalb blinzelt Ernst bereits in Richtung Sozial- und Familienbehörde.
Bis Ende Januar will Naumann die restlichen Mitglieder seines Kompetenzteams vorstellen. Für die Innenbehörde steht Fraktionschef Michael Neumann parat. SVEN-MICHAEL VEIT