: Tiefes Misstrauen
Friedenskonferenz für Ostkongo kommt kaum voran. Ein Verwechslungsskandal erschwert das Treffen
BERLIN taz ■ Die Friedenskonferenz für die Kivu-Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist von einem Eklat überschattet worden. Am Donnerstagmittag suspendierte die Delegation des Tutsi-Rebellenführers Laurent Nkunda, wichtigster militärischer Gegner der kongolesischen Regierung in der Region, aus Sicherheitsgründen ihre Teilnahme an den Beratungen in Nord-Kivus Provinzhauptstadt Goma. Verhandlungen auf höchster Ebene waren nötig, um die Rebellenvertreter am Freitag zur Rückkehr in die Konferenzräume zu bewegen.
Auslöser für den Eklat war, dass einer der Rebellendelegierten Séraphin Mirindi heißt. Er hat also den gleichen Nachnamen wie Georges Mirindi, ein ehemaliger Leibwächter des 2001 ermordeten kongolesischen Präsidenten Laurent-Désiré Kabila, der sich damals der Verhaftung wegen mutmaßlicher Beteiligung an dem Mord durch Flucht ins Ausland entzogen hatte und Jahre später als Rebellenoberst auf Seiten Nkundas wieder aufgetaucht sein soll.
Als die Regierungsdelegation bei der Konferenz in Goma merkte, dass unter den Rebellen ein Mirindi sitzt, forderten sie die für die Sicherheit der Konferenz zuständigen UN-Soldaten auf, etwas zu tun. Ein politischer Beauftragter der UN-Mission ging dann tatsächlich auf Séraphin Mirindi zu und forderte ihn auf, mitzukommen; ob er tatsächlich festgenommen wurde oder nicht, darüber gehen die Berichte auseinander. Jedenfalls verließen die anderen Rebellendelegierten daraufhin wütend die Freie Universität von Goma, wo die Konferenz stattfindet. Dass niemand rechtzeitig den Vornamen des Rebellendelegierten Mirindi mit dem des gesuchten Mordverdächtigen abglich, ließ die Medien über Regierung und UNO spotten.
Nach einer Zusage, nicht mehr belästigt zu werden, nahmen die Rebellendelegierten gestern wieder an der Konferenz teil. Dort präsentierten gestern Vertreter der verschiedenen ethnischen Gruppen Nord-Kivus ihre Sichtweise der seit 1993 andauernden Konflikte der Provinz. Allein dieses Jahr sind dort 430.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht worden, das Misstrauen zwischen den Volksgruppen sitzt tief. Bis zum Mittag hatten fünf der neun Ethnien der Provinz ihre Stellungnahmen abgegeben. Jede bezichtigte die anderen, eine Bedrohung darzustellen. Es wird nicht leicht sein, daraus einen Konsens zu schaffen. Vorsorglich ist die Konferenz, die ursprünglich am kommenden Monat enden sollte, bis zum 17. Januar verlängert worden. Weitere Verlängerungen sind wahrscheinlich.
DOMINIC JOHNSON