: Arabica aus Bafoussam
Mit dem Import von Kaffee unterstützen drei junge Bremer Bauerngenossenschaften in Kamerun – und bauen dort ein Behindertenprojekt auf. Unterstützt werden sie von einer alten Bremer Rösterei
Von Christian Jakob
In diesen Tagen machen sie sich wieder auf den Weg nach Kamerun. Und bevor der Religionswissenschaftler Stefan Frost und der Ökonom Morin Kanga nach Bremen zurück kehren, werden sie im Hafen der Hauptstadt Yaoundé ein Schiff in Richtung Nordsee mit einem Container voll Kaffee beladen lassen. „Zehn Tonnen werden es wohl sein,“ sagt Frost. Robusta und Arabica-Hochlandbohnen, gekauft von zwei Bauerngenossenschaft in der westlichen Bergregion Bafoussam, zum Preis von 1,32 Euro je Kilo. Das ist etwas besonderes, denn normalerweise erhalten die Bauern von den Zwischenhändlern deutlich weniger als die Hälfte. Und davon lässt sich schlecht leben, sagt Morin Kamga.
Kamga muss es wissen, denn er stammt aus Bafoussam. 1997 kam er nach Bremen um Wirtschaftswissenschaften zu studieren. In einem Studentenwohnheim in Horn lernte er Frost kennen, der damals vergleichende Religionslehre studierte. Und weil Kamga seiner Heimat helfen wollte und Frost Sympathie für dieses Vorhaben hegte, taten sie sich zusammen. Kamga arbeitete in den Semesterferien bei Mercedes am Band und legte Geld zurück. Auch Frost sparte und bildete sich nebenbei zum Röstmeister weiter. 2005 schließlich hatten sie die nötigen 12.500 Euro zusammen und gründeten die „Utamtsi Sustainable Development GmbH“.
14 Tonnen haben die beiden seither aus Kamerun importiert, zwei Reisen waren dafür nötig. „Bestellen ist schwierig, man muss da schon selber jedes mal hinfahren,“ sagt Frost. Über 400 Bauern sind in den Kooperativen organisiert, bei denen „Utamtsi“ einkauft. Einzige Bedingung die sie den Bauern für ihre Mehrzahlung stellen: Sie sollen ihre Kinder zur Schule schicken statt sie arbeiten zu lassen. 22 Euro pro Jahr kostet in Kamerun der Schulbesuch für ein Jahr.
Den Kaffee lagern sie in einem Schuppen im Speicher Drei. Rund ein Jahr hat es jedes mal gedauert, die Fracht zu verkaufen.
Geholfen hat ihnen hierbei Ilse Münchhausen-Prüße, Inhaberin der Münchhausen-Rösterei im Faulenquartier. Frost arbeitet bei ihr als Röstmeister – und röstet dort nebenbei auch seinen eigenen Kaffee.
Einen Teil davon kauft Münchhausen ihm ab und vertreibt ihn unter ihrem eigenen Label. Das dürfte für die Qualität von Frosts und Kamgas Bohnen sprechen, denn in Sachen Kaffee hat Münchhausen in Bremen einen Ruf zu verlieren. „Starthilfe“ will sie den beiden geben – „obwohl ich mir damit meine eigenen Konkurrenz heranzüchte,“ sagt sie. Doch einstweilen verkaufen Frost und Kamga das Gros ihrer Ware auf eigene Rechnung unter dem Label „Vital“-Kaffee per Internet-Versand oder direkt an Ökogeschäfte in Bremen.
Leben können sie von dem Projekt noch nicht, doch sie wollen expandieren. Dies hätte noch einen weiteren Vorteil: Obwohl der Anbau ihres Kaffees unter Einhaltung aller Kriterien der Öko-Landwirtschaft erfolgt, prangt auf den „Vital“-Tüten kein Bio-Siegel – die Zertifizierung ist für das gering Importvolumen der beiden Entwicklungshelfer noch zu teuer.
Mittlerweise sind sie zu dritt: Eine Behindertenpädagogin stieß im vergangenen Jahr zu ihnen. Seither werden die „Vital“-Kaffeebohnen in Kamerun nach der Ernte von behinderten Menschen verlesen und sortiert. Das Behinderten-Projekt haben sie ganz alleine aufgebaut. Auch die ArbeiterInnen dort erhalten etwa das doppelte des üblichen Lohns. „Behinderte werden in Kamerun normalerweise von der Öffentlichkeit ferngehalten, Arbeit finden sie so gut wie nie.“