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Archiv-Artikel

kurzkritik: kommissar kötza Abdrift in die Zotige

Von bes

Ein gelungener Witz findet sich im neuen Bremer Comic „Kommissar Kötza – Das Harnsteinzimmer“ – auf Seite 52 und 54. Beide sind nicht in acht Kästchen unterteilt, sondern mit einem Komplettbild bespielt: Es zeigt, in treuer Imitation des Internet-Explorer-Stils, ein blaues „i“ und daneben den wohlbekannten Schriftzug „Diese Seite kann nicht angezeigt werden.“ Und, ja, weil es der Surf-Erfahrung entspricht, dass man’s dann einfach noch mal probiert, bedeutet die Wiederholung wirklich eine Steigerung der Komik.

Ein, wenn auch doppelt, gelungener Witz auf 96 Seiten – das ist ein wenig wenig: Im Übrigen tobt sich Autor und Selbstverleger Holger alias Hollers Weyrauch in einem Humor aus, dessen Adressaten männlichen Geschlechts sind und das Ende der Pubertät noch vor oder die Pensionierung hinter sich haben. Harnsteinzimmer: Hoho! Hoho! Die schräge Story – der Kommissar sucht im begehbaren Internet die nebst dem von ihrem Mann geschaffenen Harnsteinzimmer verschollene Frau Bikini – mündet im totalen Kollaps, als es zum Kurzschluss im Auskunftsbüro Gugel kommt – weil der Titelheld dort in die Ecke pinkelt. Die eigenwillige, sehr persönliche Grafik kann diese Abdrift ins Zotige nicht kompensieren. bes

Holger Weyrauch, Kommissar Kötza – Das Harnsteinzimmer, 96 Seiten, 9,90 Euro. www.keramikcomics.de