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Archiv-Artikel

US-Prüfer stöbern am Wittelsbacher Platz

Das dicke Ende kommt erst noch: In den USA drohen Siemens Milliardenstrafen. Aufsichtsrat setzt auf Transparenz

Seit 2001 lässt sich Siemens an der New Yorker Börse handeln – aus Prestigegründen

MÜNCHEN taz ■ Nicht nur die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Siemens. Überall auf der Welt werden weiterhin die Schmiergeldgeschäfte der letzten Jahre verfolgt.

Am Donnerstag hat Vorstandschef Peter Löscher auf der Siemens-Hauptversammlung die neuen Untersuchungsergebnisse wiederholt: In den Jahren 2000 bis 2006 habe Siemens 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen angelegt, kreativ verwaltet und ausgeteilt, um unter anderem in Nigeria, Griechenland und Italien an Aufträge zu kommen. Ein Großteil des Geldes, über eine halbe Milliarde Euro, hätten die Manager der Netzwerksparte Com verteilt. Ermittelt wegen Bestechung von Amtsträgern wird aber auch in Russland, China, der Schweiz, Ungarn, Indonesien, Norwegen, Israel und Russland. Doch die wichtigsten und schwierigsten Untersuchungen und Gespräche sind mit Sicherheit in den USA zu führen. Große Schmiergeldfälle sind dort noch nicht bekannt geworden, die Ursache für den massiven Ärger ist eine andere: Seit 2001 lässt sich Siemens aus Prestigegründen an der New Yorker Börse handeln. Wirtschaftlich war das weder notwendig noch erfolgreich. Mit dem Handel an der New York Stock Exchange (NYSE) unterliegt Siemens vollständig dem dortigen Rechtssystem und wird damit als US-Unternehmen behandelt. Deswegen stöbern nun auch US-Prüfer am Wittelsbacher Platz in München, deswegen sind Vorstandschef Löscher und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme am 17. Dezember nach Washington geeilt, um sich mit dem Justizministerium und der Finanzaufsicht SEC zusammenzusetzen. Es drohen hohe Strafen – drei Milliarden Euro stehen im Raum –, die Amerikaner drohen zudem mit dem Ausschluss von staatlichen Ausschreibungen. Dieser Druck treibt das Unternehmen zu Höchstleistungen in Sachen Transparenz, sagte Aufsichtsratschef Cromme. So habe man in den USA besonders angesehene Anwalts- und Wirtschaftsprüferkanzleien engagiert.

Der Kniefall vor den USA gefällt den Anlegern gar nicht. „Ich frage mich als Aktionär, wieso ich die Amerikaner unterstützen muss, wenn es nichts bringt“, sagte Harald Petersen, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

MAX HÄGLER