: Unberührter Schnee
Für viele ist es eine schöne Alternative zum Skifahren, oft führen die Touren direkt in den Sonnenuntergang hinein: Mit den Schneeschuhen unterwegs im weißen Meer der Viertausender
Kontaktadressen für Schneeschuhwanderungen am Matterhorn: Alpin Center Zermatt, Bahnhofstrasse 58, Tel.: +41 (0) 279 66 24 60 www.alpincenter-zermatt.ch Hotel Riffelberg, CH-3920 Zermatt, Tel.: +41 (0) 279 66 65 00, www.matterhorn-group.ch
Schneeschuhverleih: Für Gäste des Hotels Riffelberg im Hotel. An verschiedenen Haltestellen der Gornergrat-Bahnen: Gornergrat, Riffelalp Sportgeschäfte in Zermatt, Preis ca 18 – 20 CHF pro Tag und Paar .
Iglu-Dorf bei Rotenboden: www.iglu-dorf.com Tel.: +41 (0) 800-11 33 55
Nordwand Trail, mittelschwer. Start auf Schwarzsee, am Fuss der Matterhorn-Nordwand geht es durch die schöne Stafelalp (Restaurant), dann auf dem wunderschönen Winterwanderweg zurück nach Furi. Dauer 2,5 bis 3 Stunden, 7,5 km, 716 m Höhendifferenz.
White Magic Trail, mittelschwer. Ab Schwarzsee durch Wald zum Restaurant Hermetji, weiter bis Furi-Zmutt, etwa 1,5 bis 2 Stunden, 3 km, 716 m Höhendifferenz. Traumhafte Aussicht auf das Dorf und den Dom, den höchsten Berg der Schweiz.
Challenge Trail (von Gornergrat bis Rotenboden), mittelschwer. Ab Gornergrat immer links der Bahnlinie bis Rotenboden, 1 Stunde, 1,7 km, 274 m Höhendifferenz. Berg- und Gletscherpanorama vom Monte-Rosa-Massiv bis zum Matterhorn.
Panorama Trail (von Rotenboden nach Riffelalp), leicht. Von Rotenboden nach Riffelberg, 1,5 bis 2 Stunden, 2,5 km, 233 m Höhendifferenz. Wunderschönes Berg- und Gletscherpanorama vom Monte-Rosa-Massiv bis zum Matterhorn.
Discovery Trail (von Riffelalp nach Zermatt), mittelschwer. Riffelalp, Grünsee, Findeln, Winkelmatten, Zermatt. 2 bis 3 Stunden, 6 km, 539 m Höhendifferenz. Schöne Tour durch den Wald, gute Schlecht-Wetter-Alternative zum Skifahren. Findeln hat ausgezeichnete Restaurants. Etwa eine Stunde dauert der Weg von hier noch bis Winkelmatten, dann noch einmal zehn Minuten in den Ortskern von Zermatt.
Unterkunft in Zermatt mit grandiosem Matterhornblick: Hotel Couronne (drei Sterne).
Zum amüsanten Schmökern: Mark Twain: „Riffelberg-Besteigung“. Verlag Dorfpresse. KORNELIA STINN
VON KORNELIA STINN
„Als ich den Job hier im Hotel Riffelberg annahm“, schwärmt Ricarda Bethke, „hat mich dieses Panorama gelockt.“ Viertausender satt. So weit das Auge blickt. Und gerade gegenüber die einsame Pyramide des Matterhorns. Das Erste, was sie tat, war, ihr Bett so zu stellen, dass sie beim Einschlafen und Wachwerden diese bleiche Zipfelmütze gleich Fenster füllend vor Augen hat. Von der Terrasse des Hotels aus, zu Fuß oder aus der Seilbahn hoch zum Gornergrat – Matterhorn, immer wieder Matterhorn. Und wenn man mit den Schneeschuhen ein paar Meter abseits der Skipisten stapft, glaubt man sich mitten im Meer der Eisriesen schnell alleine mit dem Koloss.
Die Quadratlatschen nehmen der zarten Marathonläuferin nichts von ihrer elfenhaften Leichtfüßigkeit. Und für sie, die sich im Sommer beim Jungfrau- oder Matterhorn-Marathon die Bergwelt laufend erobert, ist eine zünftige Schneeschuhwanderung wie für andere ein Sonntagsspaziergang. „Die ist bestimmt von Beruf Lehrerin“, raunt eine alte Dame im Hintergrund, als Ricarda die altersmäßig bunt gemischte Gruppe locker vorbei an der Riffelbergkapelle und in großen Schleifen durch den unberührten glitzernden Schnee führt. Mit Ricarda macht das einfach nur Spaß und keine Mühe, obwohl es lange Zeit bergauf geht. Dicht bleibt die Gruppe beieinander. Dort, wo das steil aufstrebende Riffelhorn den Weg flankiert, ist auch noch ein See, der jetzt mit Eis und Schnee bedeckt ist. Nicht mehr weit ist es nach Rotenboden, der Haltestelle der Gornergratbahn. Eisig zieht sich der Firn des Theodulgletschers in der Höhe Richtung Italien. Klein Matterhorn, Breithorn, Castor, Pollux, Monte Rosa. Schweigend grüßt die Alpenprominenz.
„Für mich ist das hier wie eine Auszeit“, strahlt die 43-jährige Ricarda und blickt in die Runde der großen Gletscherriesen. Der Genuss blitzt aus ihren braunen Augen. Man muss schon genau hinhören, will man den sächsischen Einschlag in ihrer Sprache heraus hören. Ja, die Mutter zweier nahezu erwachsener Kinder ist in der Nähe von Dresden geboren. Weil ihr Mann in einem kleinen Ort bei Solothurn eine Anstellung als Pfarrer fand, zogen sie vor vier Jahren in die Schweiz. Gerade eben wurde sie von ihrer Stelle in einer Kunstgalerie wegrationalisiert. Ungewöhnlich, dass sie nun eine Saison lang für das Hotel Riffelberg tätig sein möchte? Das war immerhin Mitte des 19. Jahrhunderts das erste Hotel auf dem Berg (2.582 m), als in Zermatt mit der Erstbesteigung des Matterhorns das goldene Zeitalter des Alpinismus anbrach. René Foster, der Direktor dieses altehrwürdigen Hauses, ist wie Ricarda Marathonläufer. Als er hörte, dass sie gerade „frei“ ist, bot er ihr eine Tätigkeit an der Rezeption an und die Möglichkeit, Schneeschuhtouren zu begleiten. Die stehen nämlich seit mehreren Jahren auf dem Programm seines Hotels. Für seine Gäste ist das eine schöne Alternative zum Skifahren. Abseits vom großen Trubel.
In Anbetracht von 300 Kilometer Pistenvergnügen zieht es im Winter vor allem Skifahrer nach Zermatt. Erst recht, wo sich seit diesem Winter auch noch die letzte Lücke im Verbund der drei Skigebiete geschlossen hat. Die neue Seilbahn führt geradewegs nach Riffelberg und auch der Skilift geht am Haus vorbei. Schneeschuhtouren sind eher eine Art Geheimtipp.
Foster bietet sie immer freitags an, und meistens führen sie direkt in den Sonnenuntergang hinein. Manchmal vorbei an den Iglus, manchmal hoch zum Gornergrat (3.089 m) – einem der schönsten Aussichtsplateaus in den Höhen von Zermatt. Je nach Interesse und Ausdauer der Gruppe. Immerhin sind bis zum Gornergrat 500 Höhenmeter zu bewältigen. Da ist es eine Überlegung wert, ob man nicht lieber den Weg bequemer in die umgekehrte Richtung, den Berg hinunter machen will.
Ricarda ist das einerlei. Sie hat die Tour, für die bei der Abwärtspassage offiziell gut zwei Stunden angegeben werden, aufwärts auch schon ohne Schneeschuhe in einer Stunde geschafft. Danach geht es wieder an die eigentliche Arbeit. Das Haus ist ausgebucht.
So eine Schneeschuhtour ist dann wie eine Verschnaufpause für sie. Und schließlich ist ihr ja eines sicher: Auch nach einem noch so stressigen Tag schaut die Entschädigung des Abends, wenn sie im Bett liegt, zum Fenster herein.