: Schüsse auf Israels Botschaft in Mauretanien
Mehrere Menschen werden laut Augenzeugenberichten bei dem Anschlag in der Hauptstadt Nouackchott verletzt
MADRID taz ■ Sechs Unbekannte haben in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag die israelische Botschaft in der Hauptstadt Mauretaniens, Nouackchott, beschossen. Dabei sollen mehrere Menschen verletzt worden sein. Augenzeugen berichteten gegenüber verschiedenen Nachrichtenagenturen von sechs mit Boubous – den langen afrikanischen Umhängen – bekleideten Männern. Sie hätten kurz vor 2 Uhr ein anliegendes Restaurant verlassen und unter „Allah ist groß“- Rufen das Botschaftsgebäude beschossen. Als das Wachpersonal – mauretanische Soldaten – das Feuer erwiderte, seien sie in einem Pkw geflohen.
Der israelische Botschafter Boaz Bismuth berichtete, es seien weder Mitglieder des diplomatischen Dienstes noch angestellte Mauretanier verletzt worden. Er sprach von einem Verletzten. Dabei handle es sich um einen einheimischen Anwohner. Ein Taxifahrer sowie das Restaurantpersonal berichten hingegen von mindestens fünf Verletzten, darunter ein Franzose. Die mauretanischen Behörden riegelten gestern den gesamten Stadtteil ab. Auch der Presse wurde der Zugang verweigert.
„Es handelt sich um einen klaren terroristischen Akt, der sich in eine lange Liste von Angriffen auf unsere Auslandsvertretung in den letzten Jahren einreiht“, erklärte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums, das umgehend dafür sorgte, dass hebräische Spezialermittler nach Nouakchott reisten.
Vermutlich handelt es sich bei den Tätern um Islamisten aus dem Umfeld von al-Qaida. Der Sprecher des internationalen Terrornetzwerkes, Aiman Al-Sawahiri, hatte bereits vor einem Jahr in einem Video dazu aufgerufen, den Kampf in Mauretanien zu verstärken. Das Land an Afrikas Atlantikküste ist neben Jordanien und Ägypten das einzige Mitglied in der Arabischen Liga, das volle diplomatische Beziehungen mit Israel unterhält.
Der Zeitpunkt des Anschlages scheint gezielt geplant. In den letzten Wochen war es in Mauretanien immer wieder wegen der Situation in Gaza zu Demonstrationen gegen Israel gekommen. Selbst der Präsident der frei gewählten Nationalversammlung, Messaoud Ould Boulkheir, rief vergangenen Sonntag dazu auf, die „beschämenden Beziehungen“ zu Israel „zu überdenken“.
Mauretanien, das Land an der Grenze zwischen dem arabischen Afrika und Schwarzafrika, war in den letzten Monaten immer wieder in die Schlagzeilen geraten. So wurden an Heiligabend vier Franzosen ermordet, die an einer Landstraße picknickten. Zwei der drei Täter wurden festgenommen. Es soll sich um eine Schläferzelle von al-Qaida handeln. Nur wenige Tage später wurden bei einem Überfall auf eine Kaserne drei Soldaten getötet. Die Veranstalter der Rallye Paris – Dakar sagten das Rennen daraufhin ab.
Der nur schwer zu kontrollierende Teil der Sahara zwischen Algerien, Niger und Mali dient islamistischen Gruppen – vor allem aus Algerien – als Rückzugs- und Trainingsgebiet. Dort wurden 2003 über 30 Touristen entführt. Dort entstand wohl auch die Idee, Kämpfer aus verschiedenen Ländern unter dem Namen „al-Qaida im islamischen Maghreb“ zusammenzufassen. 2005 kam es erstmals zu einer gezielten bewaffneten Aktion auf mauretanischem Gebiet. Bewaffnete überfielen eine Kaserne im Norden. Damals kamen fünfzehn Soldaten ums Leben.
Im selben Jahr arbeiteten die USA ein Programm aus, um die Gegend zu kontrollieren. Washington will bis 2010 100 Millionen Dollar in eine engere Kooperation mit den sieben Saharaanrainern investieren. Unter anderem werden Spezialeinheiten der algerischen Armee ausgebildet. REINER WANDLER