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Archiv-Artikel

unverbremt Italienische Verkehrsverhältnisse

Italien. Nicht nur das Wetter erinnerte gestern an das Land der Dolce Vita, sondern auch der Verkehr. Zumindest der auf der Kreuzung vor der Stadtbibliothek. Vor den Augen der Suppen-Löffler auf den Treppen des Alten Polizeihaus geschah ein kleines Wunder: Die Ampelschaltung fiel komplett aus und trotzdem ging es irgendwie weiter. Genau so machen es VerkehrsteilnehmerInnen in Italien: irgendwie. Der Vorteil der Verkehrsanarchie: Als AutofahrerIn verlässt man sich nicht stur auf das, was Ampeln oder Schilder vorgeben, sondern beginnt mitzudenken. Deshalb führt Chaos nicht zu mehr, sondern zu weniger schweren Unfällen. Bestes Beispiel: das blinde Drauflosbrettern bei Grünphasen. „Grün“ heißt nicht, dass nicht doch noch eine Radfahrerin oder ein Fußgänger über die Straße fährt oder läuft. Egal, ob er oder sie dabei im Recht ist.

Zaghafte Ansätze des Mitdenkens waren gestern auf der Kreuzung tatsächlich zu erkennen. Autos schlängelten sich beim Abbiegen umeinander, als tanzten sie Ballett, die Straßenbahn fuhr einfach weiter und ab und an bremste sogar jemand, um einen Fußgänger über die Straße zu lassen. In diesem Punkt müssen die Deutschen allerdings noch von den Italienern lernen. Dort rennen Fußgänger nämlich einfach drauf los – ohne zu gucken. Nur dann halten die Autos. Das allerdings wäre gestern dann doch lebensgefährlich gewesen.

Eiken Bruhn