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Archiv-Artikel

Das Glück ist deutsch

Nach den Auswanderern widmet Vox den Gescheiterten eine eigene Dokusoap: „Die Rückwanderer“ (21.15 Uhr)

Privatsender sind so gierig nach Quotenerfolgen, dass ihnen jedes Mittel recht ist, einen zu erzielen. Kopieren ist da die billigste Möglichkeit, eine Idee weiterzuentwickeln schon eine Übung für Fortgeschrittene. „Die Rückwanderer“ heißt das Gegenstück zu „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“. Beide Formate zeigt Vox seit letztem Dienstag hintereinander.

Kein Abspann, kein neuer Vorspann, nur ein Schnitt – und schon begleitet der Zuschauer Auswanderer aus ihrem ehemaligen Traumland zurück nach Hause. Ihre Geschichten erzählt der gleiche Off-Sprecher wie bei „Goodbye Deutschland!“ – im gleichen Duktus, in dem er sonst über die Alltagsabenteuer der Auswanderer spricht.

Und doch gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Formaten: Die Rückwanderer dürfen länger reden. Man will es kaum glauben, aber die Statements der Protagonisten grenzen fast an Reflexion! Was in der Vorläufersendung „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ der Exotik der neuen Heimat weichen muss, findet nun bei den Rückkehrern Platz. Man kann in „Die Rückwanderer“ sogar einen Beitrag von Vox zur Integrationsdebatte sehen – wenn auch einen sehr eigenwilligen: Es ist interessant zu beobachten, wie die Protagonisten versuchen, ihre Rückkehr zu rechtfertigen. Dabei wird das Wort „scheitern“ tunlichst vermieden. Im Gegensatz dazu wird von Protagonisten und dem Off-Sprecher der Begriff „Heimat“ arg strapaziert: „Man geht zurück in die neue alte Heimat Deutschland“, „Südafrika ist nur unsere zweite Heimat“, und „für ein Stück Heimat“ kauft man auch nach 17 Jahren Teneriffa immer noch mit Vorliebe deutsche Lebensmittel.

Diese Darstellung suggeriert, dass Deutsche ausschließlich mit ihrem Geburtsland Heimatgefühle verbinden. Doch dann sagt die 14-jährige Lilith, die vor fünf Jahren mit ihren Eltern nach Südafrika gegangen ist: „Ich fühle mich null deutsch!“

Was für ein Bekenntnis! Doch dieser Satz bleibt in der ganzen Sendung der einzige gegen das Deutschsein. Man ist regelrecht verwundert, dass dieser O-Ton Platz in der Endfassung gefunden hat. Ansonsten wird der deutsche Lehrer einer deutschen Schule im sehr deutsch geprägten südafrikanischen Hermannsburg gezeigt. Oder der Pfarrer einer deutsch-kanadischen Gemeinde, der im Trikot der deutschen Nationalmannschaft Fußball spielt. Oder der deutsche Koch Markus Kessler, der von seinen spanischen Kollegen ignoriert wird und nach all der Zeit im Ausland nur einen echten Freund gefunden hat: einen deutschen Einwanderer. Kessler weiß auch, woran das liegt: „Man ist nicht so gut integriert wie die Spanier selber.“HENDRIK EFERT