CLINTONS WAHLKAMPFSTRATEGIE HAT VERSAGT. DAS RENNEN BLEIBT OFFEN
: Favoritin in Panik

Schlechter hätte das Wochenende nicht laufen können für Hillary Clinton. Erst verliert sie fünf Vorwahlen gegen Barack Obama – und dann unterliegt ihm auch noch Bill Clinton bei der Grammy-Wahl in der Kategorie „Spoken Word“! Hinzu kommt: Sie muss ihre Wahlkampagne mit fünf Millionen Dollar subventionieren, damit sie überhaupt noch mit ihrem Widersacher konkurrieren kann. Dass sie als Reaktion auf das ganze Desaster ihre Wahlkampfmanagerin feuert, wirkt da wie eine Verzweiflungstat. Was ist nur schief gelaufen seit Ende letzten Jahres, als Hillary Clinton noch die unumstrittene Favoritin der Demokraten war?

Vor allem eines: Ihr Wahlkampf war in jeder Hinsicht zu altmodisch. Ihr Team hat es weder geschafft, Hillary auf Internet-Plattformen wie Facebook, MySpace oder YouTube zu vermarkten und damit jüngere WählerInnen in größerer Zahl zu erreichen. Noch hat es die Chancen einer eigenen Graswurzelbewegung erkannt, wie sie Obamas Anhänger erfolgreich im ganzen Land aufgebaut haben. Hillary vertraute auf die Strukturen der Demokratischen Partei und eine eher kleine eigene Organisation. Erst am Super-Tuesday – und damit viel zu spät – erkannten ihre Manager, dass Hillary so in den Caucus-Staaten keine Chancen hat. Denn dort müssen möglichst viele eigene Anhänger am Wahltag persönlich erscheinen und sich in einer öffentlichen Veranstaltung zu ihrer KandidatIn bekennen. Das schafften Obamas gut organisierte Anhänger, während Clintons Apparat versagte.

Und das Spendendebakel? Auch hier scheiterte eine altbackene Strategie: Hillary setzte auf Großspender, die schon bald das erlaubte Maximum von 2.300 Dollar gespendet hatten. Obama warb von Anfang an um kleine Summen von vielen Spendern. Dieses Reservoir ist offenkundig größer als Hillarys. Das wird ihr noch zu schaffen machen.

Hillarys Wahlkampfteam ist gescheitert, weil es medial wie taktisch den „Change“ verpasst hat. Da in den nächsten Wochen auch in Bundesstaaten wie Ohio oder Texas abgestimmt wird, in denen sie favorisiert wird, hat sie die Vorwahlen aber noch nicht verloren. DANIEL HAUFLER