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Ole ist der Liebling der „Bild“-Zeitung

Uni-Studie belegt: Das Massenblatt bevorzugt im Hamburger Wahlkampf den Spitzenkandidaten der CDU

Nun haben wir es schwarz auf weiß: Hamburgs CDU-Spitzenkandidat Ole von Beust ist im Wahlkampf der „Liebling von Bild“. Das meldet das NDR-Medienmagazin Zapp und zitiert eine Studie der Universität Hamburg. Über drei Monate, vom 29. Oktober bis zum 13. Februar, waren dafür täglich die Bild-Berichte über den CDU-Mann und dessen Kontrahenten Michael Naumann (SPD) mit kommunikationswissenschaftlichen Methoden ausgewertet worden.

Das Fazit: Über von Beust erschienen in der Wahlkampfzeit 485 Texte, über Naumann mit 226 Texten nicht halb so viel. Die Beust-Berichte waren zu 58 Prozent positiv und zu neun Prozent negativ (33 Prozent waren neutral). Da gibt es Schlagzeilen wie „Märchenstunde mit Ole“, wenn der Bürgermeister Kindern vorliest. Da heißt es „Kommt, zeigt unserem Bürgermeister Altona“, er ist „Der, den auch die Firmen-Chefs lieben“ und der Merkel „liebevoll Angie nennt“.

Naumann dagegen wurde den Bild-Lesern erst spät vorgestellt und dann mit der Schlagzeile „Hamburg rätselt: Wer ist das?“ Die folgenden Berichte sind durchwachsen, zu 26 Prozent negativ, 29 Prozent positiv und 45 Prozent neutral. Auch bei der Optik kommt er schlechter weg. Vom amtierenden Bürgermeister gibt es 85 Fotos, von seinem Kontrahenten nur 35.

Angeregt wurde die Studie vom Verein „Mehr Demokratie Hamburg“. Eine Politikstudentin führte sie unter Betreuung von Journalistik-Professor Hans J. Kleinsteuber durch. „Man hätte eine solche Untersuchung schon in den Wahlkämpfen 2001 und 2004 machen sollen“, sagt Kleinsteuber. Nötig wäre ein „systematisches Monitoring“ der gesamten Medien, denen in der Demokratie eine wichtige Rolle zugesprochen werde. Die taz bat den Axel Springer Verlag um eine Stellungnahme, bis Redaktionsschluss kam jedoch keine Reaktion. KAJ

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