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Archiv-Artikel

Umstrittene Foltermethoden im US-Kongress

Nach dem Repräsentantenhaus will auch der Senat das „Waterboarding“ verbieten. Bush will das per Veto stoppen

WASHINGTON taz ■ Der US-Senat hat am Mittwoch beschlossen, als Folter kritisierte Verhörmethoden wie das „Waterboarding“ künftig zu verbieten. Präsident George W. Bush kündigte unmittelbar nach der Entscheidung an, dass er sein Veto gegen ein solches Verbot einlegen werde. Der Sprecher des Präsidialamts, Tony Fratto, sagte zur Begründung, die vom Senat beschlossene Gesetzesinitiative stehe dem „effektiven Erlangen von Geheimdienstinformationen“ im Wege.

Mit 51 zu 45 stimmten die Senatoren für die Gesetzesinitiative, die die US-Geheimdienste verpflichtet, sich bei Verhören an die Dienstvorschriften der Streitkräfte zu halten. Diese sind im Handbuch für Armeeangehörige festgelegt. Darin wird „Waterboarding“ ebenso untersagt wie der Einsatz von Elektroschocks und aggressiven Hunden. Verboten sind auch Scheinhinrichtungen und das gewaltsame Entkleiden von Gefangenen. Die Soldaten dürfen bei Verhören nur Psychomethoden anwenden, indem sie etwa Häftlinge suggerieren, ihre Zusammenarbeit mit den USA würde den Krieg verkürzen.

Dem Senatsbeschluss fehlt allerdings die Zweidrittelmehrheit, die erforderlich wäre, um das von Bush angekündigte Veto zu überstimmen. Das Repräsentantenhaus hatte der Gesetzesinitiative bereits im Dezember zugestimmt. Bush hatte bereits nach der Abstimmung im Dezember sein Veto angekündigt. „Legale Verhöre von Al-Qaida-Terroristen“ zum Schutz vor Anschlägen würden durch das Gesetz verhindert, hieß es zur Begründung aus dem Weißen Haus. Anfang Februar hatte das Präsidialamt erneut bekräftigt, dass „Waterboarding“ nicht als Folter anzusehen sei.

Gegen die Gesetzesinitiative stimmte bei der Abstimmung im Senat auch Senator John McCain, gegenwärtig der Favorit unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern für die US-Wahl am 4. November ist. „Ich habe sehr deutlich gesagt, dass ich Waterboarding für Folter und illegal halte. Aber ich werde die CIA nicht nur auf das ‚Handbuch der Armee‘ beschränken“, sagte McCain.

Ebenfalls gegen Bush stellten sich am Mittwoch die Abgeordneten im Falle des umstrittenen Abhörgesetzes. Die derzeit gültige Gesetzgebung, die das Belauschen von Telefongesprächen erlaubt, läuft am heutigen Freitag aus. Präsident Bush hatte daher eine rasche Verabschiedung des neuen Gesetzes verlangt, das auch das Abhören von Telefonaten und E-Mails aus dem Ausland ermöglicht. Die Abgeordneten widersetzten sich dem Drängen des Präsidenten und stimmten dafür, die Beratungen um weitere drei Wochen zu verlängern.

Zahlreiche Kongressabgeordnete lehnen das gegenwärtige Schnüffelgesetz ab, da es die Telekommunikationsfirmen vor Strafverfolgung in den USA schützt. Bush argumentiert, dass die Mitarbeit der Firmen unverzichtbar sei. Einen vom Repräsentantenhaus vorgelegten Entwurf, in dem die Immunität der Telekom-Unternehmen gestrichen wurde, will der Präsident ebenfalls mit einem Veto verhindern. ADRIENNE WOLTERSDORF