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Archiv-Artikel

Kein Anstieg von Judenfeindlichkeit

BERLIN epd ■ Der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, Wolfgang Benz, sieht keinen dramatischen Anstieg von Judenfeindlichkeit in Deutschland. In der Bundesrepublik hätten seit Jahren konstant etwa 20 Prozent der Bevölkerung eine „judenkritische Einstellung“, sagte Benz gestern in Berlin. Den größten Anteil mache dabei der sogenannte „bürgerliche oder schweigende Antisemitismus“ aus, „mit dem wir umzugehen lernen müssen“. Das am 9. November 1982 gegründete und in Europa einmalige Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Als integraler Bestandteil der deutschen Kultur sei die Judenfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft verankert, artikuliere sich aber nicht offen, sondern werde über versteckte Chiffren wie „Ostküste“ und „Wallstreet“ vermittelt. „Diese Einstellungen sind zwar schon unappetitlich genug, müssen aber streng vom manifesten Antisemitismus der Rechtsradikalen oder Neonazis unterschieden werden“, betonte Benz. Die 44 Mitarbeiter des Zentrums für Antisemitismusforschung beschäftigten sich interdisziplinär mit Vorurteilen und ihren Folgen wie Judenfeindlichkeit, Antiziganismus, Fremdenhass und Rassismus.