: Zum Sieg gerumpelt
Bremen tut sich schwer gegen einen dezimierten 1.FC Nürnberg. Am Ende reicht es zu einem glanzlosen 2 : 0 dank des überragenden Daniel Jensen. Der ist nun nach fünf gelben Karten gesperrt
VON SVEN BREMER
Werder-Trainer Thomas Schaaf neigt selten zu ausschweifenden Monologen. Das ist so weit bekannt. Sein Statement nach dem Bundesliga- Spiel gegen 1. FC Nürnberg brachte er jedoch in neuer Rekordzeit unters Volk: „2 : 0 gewonnen, drei Punkte, wir sind zufrieden. Danke.“ Sein Gegenüber Thomas von Heesen brauchte dagegen eine geschätzte Ewigkeit, um das Spiel aus seiner Sicht zu schildern. Den entscheidenden Satz sagte er ganz am Ende. „Es war eigentlich ein Muster ohne Wert“.
Wertlos deshalb für den neuen Nürnberger Trainer, weil Schiedsrichter Florian Meyer Ivan Saenko bereits nach 20 Minuten vorzeitig zum Duschen schickte. Man mag Meyers Entscheidung als hart bezeichnen. Oder die Aktion des Russen als dämlich. Denn nachdem er drei Minuten zuvor Daniel Jensen gelb-würdig von den Beinen geholt hatte, hinderte Saenko eben jenen Jensen bei der Ausführung eines Freistoßes. Während die Nürnberger Spieler unisono das „mangelnde Fingerspitzengefühl“ des Schiedsrichters beklagten, sagte von Heesen klipp und klar: „Die Gelb-Rote Karte geht in Ordnung. Ivan muss sich da professioneller verhalten und in der Situation wegbleiben.“
Blieb er aber nicht und Werder durfte 70 Minuten mit elf gegen zehn weiterspielen. Zeit also mal wieder für die altbekannte Theorie, dass es gegen einen dezimierten Gegner oft schwerer ist. „Wir haben wohl aus irgendeinem Grund gedacht, dass es von alleine geht“, sagte Werders Kapitän Frank Baumann dann auch prompt. „Die Nürnberger taten mir nach dem Platzverweis fast leid“, meinte Per Mertesacker gar. „Sie hatten erst am Donnerstag im UEFA- Cup gespielt und waren dann so lange in Unterzahl.“
Es wird jedoch kaum Mitleid gewesen sein, dass Werder die Gäste höchst selten in Gefahr brachte. Dass die Bremer eher in Richtung Nürnberger Tor rumpelten, denn stürmten. „Das war ein ganz schlechtes Spiel von uns. Wir hatten überhaupt keine Ideen“, lautete die Analyse des annähernd beschäftigungslosen Werder-Schlussmanns Tim Wiese. Werders Ideenlosigkeit war auch daran festzumachen, dass Zauberkünstler Diego derzeit offenbar seinen Zauberstab verlegt hat. Dem Brasilianer gelang wenig, fast gar nichts.
Gut, dass Werder in solch seltenen Fällen auf Daniel Jensen zurückgreifen kann. Unglaubliche 131 Ballkontakte haben die Statistiker für Werders Besten gezählt. Das lag nicht etwa daran, dass sich der Ball von Jensen stets gut behandelt fühlt. Seine Kollegen mussten ihn schlicht immer wieder suchen. Nürnbergs kläglicher Rest hatte sich nämlich – bis auf Stürmer Jan Koller – wie beim Handball um den eigenen Strafraum versammelt. Werders „Sechser“ Jensen musste immer wieder von Neuem aus dem Rückraum die Bälle verteilen.
Zwei der 131 Kontakte führten schließlich zu den beiden Treffern Werders. Beim ersten Tor nach einer halben Stunde assistierte ihm noch der Nürnberger Kapitän Andreas Wolf, der Jensens Pass Werder-Stürmer Markus Rosenberg vor die Füße stolperte. In der 81. Minute landete die Flanke des Dänen punktgenau auf dem Kopf von Ivan Klasnic, der so das 2:0 markierte.
„Man muss doch auch mal froh sein, wenn wir nicht so brillant sind und trotzdem gewinnen“, plädierte Sportdirektor Klaus Allofs und erinnerte an das Match gegen Bochum, als Werder deutlich besser spielte – und am Ende 1 : 2 verlor. Bleibt die Frage, wie Werder in der kommenden Woche gegen Frankfurt ohne den derzeit überragenden Daniel Jensen klar kommt. Der ist nämlich nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.