thomas von heesen : Konzept folgt
Mitten in einem Schwall von Erklärungen und Entschuldigungen ging Thomas von Heesen im Weserstadion am Samstag der entscheidende Satz über die Lippen. „Dieses Spiel war ein Muster ohne Wert.“ Sollte heißen: Ebenso wenig wie das 0:1 im Uefa-Pokal bei Benfica Lissabon lieferte das keine 40 Stunden darauf angepfiffene 0:2 in der Bundesliga bei Werder Bremen dem neuen Trainer des 1. FC Nürnberg sachdienliche Hinweise für seine Mission. Nach seinem Amtsantritt am Dienstag hat sich von Heesen mit seinem Vorgänger Hans Meyer ausgetauscht. Ein eigenes Konzept wider die Abstiegsgefahr konnte er noch nicht kreieren. „Ich kannte ja die Rahmenbedingungen: Inhaltliches Arbeiten ist derzeit nicht möglich“, räumt er eingedenk der Terminhatz ein.
Doch wenngleich die Nürnberger verunsichert und – durch die Ausfälle von Galasek, Misimovic, Vittek, Mintal und Charisteas – geschwächt sind, ärgerte ihre Notelf die uninspirierten Bremer anfänglich. Allerdings nur, um sich dann mit drei Fehltritten selbst aus dem Spiel zu befördern. „Wir vergeben eine hundertprozentige Chance“, sagte von Heesen über das Luftloch, das Kristiansen frei vor dem Werder-Tor trat (12.). „Der Knackpunkt war die Gelb-Rote Karte, die aus meiner Sicht berechtigt war“, kritisierte der Trainer Ivan Saenko, der – bereits verwarnt – den Abstand bei einem Freistoß an der Mittellinie ignorierte (20.). „Ich erwarte, dass man den Ball nicht mit der Hacke klärt, sondern in so einer Situation auf die Tribüne haut“, moserte von Heesen über den Abwehrversuch von Wolf, der zu Rosenbergs 1:0 führte (30.).
Insbesondere zum Fehltritt Saenkos hätte Hans Meyer gewiss das eine oder andere bissige Bonmot geliefert. Von Heesen ist anders. Unaufgeregter, nüchterner, weniger emotional, weniger verletzend. Und so hat Manager Martin Bader zum neuen Trainer volles Vertrauen. „Thomas von Heesen steht für konzeptionelles Arbeiten. Er kann in diesen Tagen noch nicht viel bewirken, aber er kann die Mannschaft kennenlernen.“ Das sollte möglichst schnell passieren. Sonntag steigt das Kellerduell gegen Cottbus, „da brauchen wir ein Signal“, sagt Bader. Er meint: Das Spiel ist das Gegenteil von einem Muster ohne Wert. FRANK HELLMANN