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Archiv-Artikel

Ruhe für die Uni nach Schocktherapie

SPD stellt 30-Punkte-Plan für die Hochschulen vor. Der Wissenschaftsbeauftragte in Naumanns Kompetenzteam, Volker Gerhardt, verspricht die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Master-Plätze für Geisteswissenschaften

Die SPD hat gestern ein 30-Punkte-Papier zur Zukunft der Hochschulen vorgestellt. Der Berliner Philosophieprofessor Volker Gerhardt, der im SPD-Kompetenzteam die Wissenschaft vertritt, ließ dabei kein gutes Haar an der Politik der CDU. „Unter der Ägide von Beust und Schill wurde ein Unternehmensberater zum Wissenschaftssenator berufen“, sagte er mit Blick auf den parteilosen Jörg Dräger. Dieser habe Universität und Kunsthochschule an den Rand ihrer Existenz gebracht, die Hochschule für Wirtschaft und Politik vernichtet und die anderen Institutionen durch Strukturmaßnahmen genötigt, sich primär mit sich selbst zu beschäftigten.

Doch sofort zurücknehmen will Gerhardt die Drägerschen Maßnahmen nicht, weil dies die Wissenschaft erneut „für Jahre von ihren vordringlichen Aufgaben ablenken würde“. Stattdessen werde man unter SPD-Regierung zunächst alle Folgen der „Strukturreform genannten Schocktherapie“ prüfen, in Abstimmung mit den Betroffenen.

Dräger hat 285 Gremien an Hamburgs Hochschulen abgeschafft. Gerhardt hat aus Gesprächen mit Hochschulangehörigen vernommen, dass dadurch große Lücken in der Kommunikation entstanden sind, die nun durch „illegale“ Netze ersetzt würden. Ihm strebt vor, diese neuen Strukturen nach und nach über Satzungsänderungen zu legalisieren. Ferner sollen die von Dräger geschaffenen externen Hochschulräte Macht abgeben und nicht mehr allein Kandidaten für das Amt der Uni-Präsidenten auswählen.

In den ersten hundert Tagen nach der Wahl würde die SPD als „sichtbares Zeichen“ die Studiengebühren abschaffen. Die SPD sei bereit, dies zu kompensieren und mehr Geld in die Hochschulen zu geben, will aber, weil das nicht reicht, auch mehr Stiftungsmittel und Fördergelder an die Unis holen. Und den Kultur- und Geisteswissenschaften verspricht die SPD mehr Masterkapazitäten. Derzeit gebe es in diesen Fächern nur für 20 Prozent der Bachelor-Absolventen einen Master-Platz, was dazu führe, dass hier „nicht mal der wissenschaftliche Nachwuchs gesichert ist“, so Gerhardt. Kaija Kutter