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Archiv-Artikel

kurzkritik: „sterne über mansfeld“ im thalia Sämtliche Klischees bedient

Jetzt hat er also ein Ossi-Biotop geschaffen: 18 Jahre nach der Wende hat sich Armin Petras alias Fritz Kater im sachsen-anhaltinischen Mansfeld umgeschaut und ein paar Resignierte auf die Bühne gestellt: das Ehepaar samt rebellischer Tochter, den Ex-Parteisekretär im Rollstuhl, den Polizisten, den Pfarrer und dessen Geliebte. Sie alle räsonnieren über verpasste Chancen der Wende. Pflegen die einzig dort gebliebenen Alten (die Frau), sind verkannter Rockmusiker (ihr Gatte), salbadern über den Wert des Lebens (der Pfarrer).

Von Trostlosigkeit durchtränkt ist das Stück, das jetzt im Thalia Gaußstraße Premiere hatte. Die Szenen sind lose aneinander gehängt, die Figuren schwatzen Durchschnittliches. Stagnation live ist hier zu besichtigen, und der Pfarrer darf das Publikum in Echtzeit langweilen. Der Regisseur seinerseits nervt durch gewollte Verfremdungen: Immer wieder schlüpfen Akteure aus der Rolle und bitten das Publikum mitzuspielen. Ein Kniff, so nett wie hinlänglich bekannt. Auch der Verallgemeinerung verweigert sich das Stück konsequent: Immer wieder wird die Wende erwähnt.

Schwer zu begreifen, warum ausgerechnet Petras, der selbst in der DDR aufwuchs, ein Stück verfasst, das sämtliche West-Klischees des „Ostens“ bedient. Eine solche Haltung ist genauso unbeweglich wie die angeblich flächendeckende ostdeutsche Lethargie. PETRA SCHELLEN

nächste Vorstellungen: 23. + 24. 3., Thalia in der Gaußstraße