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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... das Spreedreieck? Seinem Ruf gerecht werden

Von API

Eigentlich müsste man Architekten vor diesem Grundstück warnen: Das Areal zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße und dem Reichstagsufer bringt ihrer Zunft kein Glück. Schon Modernistenlegende Mies van der Rohe biss sich an dem „Spreedreieck“ genannten Zipfel die Zähne aus. 1921 wollte er dort ein glitzerndes Glashochhaus bauen. Doch der inzwischen als „Urwolkenkratzer“ verehrte Entwurf blieb eine Skizze – wegen der Weltwirtschaftskrise. Danach versuchten unter anderen Sir Norman Foster, Peter Eisenman und David Chipperfield, ihre Hochhausvisionen dort zu verwirklichen. Nichts davon wurde je gebaut – was unter anderem am denkmalgeschützten „Tränenpalast“ auf dem Grundstück lag.

Dem Architekten Mark Braun muss es 2006 wie ein Traum vorgekommen sein, tatsächlich mit dem Bau eines Hochhauses auf dem verflixten Eck beauftragt zu werden. Für den Grundstückseigentümer Harm Müller-Spreer sollte er eine gläserne Hauptstadtrepräsentanz für die Wirtschaftsberater Ernst & Young bauen. Doch kaum begann der Bau, ging alles schief: Dem Grundstücksverwalter von gegenüber war der geplante Turm zu hoch – er werde seinem Hotel die Sonne nehmen, befürchtete er und klagte. Ein Baustopp wurde verhängt. Nach einem gerichtlichen Vergleich darf Mark Braun weiterbauen. Allerdings kostet das Bauvorhaben das Land Berlin, das an den Planungsfehlern schuld ist, nun 4 Millionen Euro Schadenersatz. Es sieht fast so aus, als wollte Mies van der Rohe seinem Nachfolger den gläsernen Triumph nicht gönnen. API FOTO: AP